Spiritualität

Spiritualität – was ist das eigentlich genau? Spiritualität – ein Begriff, der häufig zu finden ist, wenn es um geistige, religiöse, esoterische, mystische Themen geht, unterschiedlichen Betrachtungsweisen und Vorstellungen entspringt und daher schnell etwas "verwaschen" daherkommt. Ken Wilber hat erkannt, dass Spiritualität im Sprachgebrauch hauptsächlich vier Anwendungen findet (siehe "Spiritualität – was ist das?") und mindestens fünf völlig verschiedene Bedeutungen hat (und tatsächlich eine Menge mehr ...). Je nachdem, ob sich Spiritualität auf Quadranten, Ebenen, Linien, Zustände oder Typen bezieht. Diese Definitionen entstammen Wilbers Integralem Ansatz, der auch den Begriff "Spiritualität" im Integralen Betriebssystem (IBS) klar einordnet Wer sich also die Frage stellt: "Spiritualität – was ist das?", sollte sich vorher überlegen, aus welcher Perspektive er Spiritualität betrachtet. Verschiedene und differenzierte Verwendungen des Begriffs "Spiritualität" sind möglich, "verwaschen" wird es dann, wenn die Perspektive unklar ist. Noch "verwaschener" wird es, wenn mehrere Personen miteinander über Spiritualität diskutieren und sich ihres unterschiedlichen Bezugsrahmens und der unterschiedlichen Perspektiven nicht bewusst sind. Einen verständlichen "Sinn" bekommt der Begriff "Spiritualität" also durch klare Einordnung. Wer über Spiritualität meditiert, nachdenkt oder spricht, sollte wissen, "wo" er sich befindet und "worauf" er sich bezieht. Für die genaue Standortbestimmung ist Wilbers Integrales Betriebssystem zu empfehlen.



Das Geschenk dieses Lebens

Spiritualität bedeutet für mich das Verbundensein mit mir selbst auf allen Ebenen von Körper, Geist und Seele.  Von Anna-Maria Lösche, Weiblichkeits- und Tanzpädagogin, Fachreferentin für ganzheitliche Frauenarbeit, Dozentin, Therapeutic Touch Practitioner, Wunstorf

Ich bin eingewoben in das große Netz des Lebens, welches in alle Dimensionen von Zeit und Raum hinein reicht, mit unsichtbaren und sichtbaren Fäden. Im Hier und Jetzt ankommen, in Liebe, Achtsamkeit und Verantwortung das So-sein annehmen: alles was mir begegnet und widerfährt, ist Aufruf zum Wachsen, Licht in scheinbar noch abgetrennte, taube, unglückliche Orte meiner Innenwelt zu bringen und Freude und Lust mit aller Sinnlichkeit zuzulassen. Und Dankbarkeit: das Geschenk dieses Lebens bewusst wahrzunehmen, welches mir als Frau erlaubt, in Freiheit zu lernen und zu lehren. Dankbarkeit darüber, dass ich meine Lebensenergie nicht auf die Sicherung existentieller Bedürfnisse beschränken muss, sondern auf das Privileg des inneren Wachstums konzentrieren darf. Dieser Weg mündet immer tiefer in das Bewusstsein einer göttlichen Präsenz und Liebe, die mich unterstützt, fordert und fördert, mein essentielles Wesen zum Wohle aller, mich selbst eingeschlossen, zu entfalten. Im Laufe meiner über dreißigjährigen Tanzarbeit mit Frauen ist mir der spirituelle Ansatz, das Körperliche mit dem Feinstofflichen, das Materielle mit dem Sinnlichen wieder in Einklang zu bringen, immer wichtiger geworden. Insbesondere der Tanz im Frauenkreis fasziniert durch die Leichtigkeit, mit der die Tanzenden bei sich ankommen und Gefühle von Einssein entstehen. In Ruhe den Körper erspüren, Tanzschritte setzen in Achtsamkeit, Phasen der Stille, den Atem wahrnehmen, sich selbst und die anderen spüren ... und den Raum, der im Kreis entsteht, angefüllt mit der speziellen Schwingung einer getanzten Energie. Tänze, die Wellen und Wasser thematisieren, fühlen sich eben ganz anders an als Feuertänze, Tanzschritte, die mit Loslassen zu tun haben, ganz anders als solche, die Grenzen oder Schlusspunkte setzen. Spirituelle Prozesse bekommen auf diese Weise eine konkret erlebbare Qualität.


Bin ich okay?

Die Welt um uns ist sehr laut und fordernd geworden. Der Mainstream fördert die Angst, schickt uns in die mentale Arena der  Selbstbeargwöhnung. Wir alle kennen die verzweifelten Versuche, Sicherheit durch Festhalten, Anstrengung und Selbstverbesserung zu finden.  Von Antje Uffmann, HP (Psych.), Bielefeld

Wenn ich den spirituellen Marktplatz anschaue, sehe ich es auch dort – spirituelle Praxis als Methode, um besser zu funktionieren –, als ginge es auf dem spirituellen Weg um das Erlangen einer idealeren Lebenslage. Und das ist okay. Es ist sehr menschlich. Die Sehnsucht nach einer Pause, einem Ausatmen und Ankommen ist immens. Doch die Desillusionierung ist sehr schmerzhaft. Was, wenn ich doch schon alles tue – achtsam bin, Yoga mache, auf dem Weg bin – und dennoch ist mein Leben ein Chaos? Was, wenn ich zwar weiß, dass es gut wäre, zu meditieren und es nicht mache? Wie gnadenlos unser innerer Kritiker dann zuschlägt! Es ist nicht möglich in einem idealen Leben anzukommen. Weil der Ort, nach dem wir uns sehnen, viel tiefer und real ist: Liebe, die das Chaos umarmt. Sie ist die Antwort auf die ängstliche Frage und die tiefste Anspannung in uns: Bin ich okay? Mit allem? Auch mit meinem Mist, der Verstrickung und dem Blödsinn, den ich mache? Wenn ich es vergeige? Erfolglos bin? Schlaff? Unbelehrbar? Depressiv?
Mein tiefstes Anliegen als Mensch und Therapeutin ist es, dort verwurzelt zu sein. In diesem „Ja“ der Offenheit für das Leben, wie es ist. Keine Konzepte zu haben, sondern aus der Wahrheit des Augenblicks zu sprechen. Anzuerkennen, wie verschieden wir alle sind, und wie kostbar und einzigartig jedes Leben ist. Wie grundrichtig eine jede, ein jeder ist, auf ihrem/seinem Weg, in ihrem/seinem Sein. Denn das ist die Medizin, die wir brauchen – dieses Wissen, (manchmal nur Ahnen), dass wir okay sind in der Tiefe. Grundsätzlich und bis in jedes Detail hinein liebenswert sind. Und so, genau so, und nicht ein Quäntchen anders, vom Leben so gewollt sind. Schatten und Güte, Schmerz und Freude, Gedankenmist und Körperglück, Fliegen und Bruchlanden, Umarmen und Wegrennen, Scham und Gekicher, Tiefe und Blödsinn, gebrochenes Herz und heilendes Herz. Spirituelle Praxis, wie ich sie in mehr als 30 Jahren erforsche, ist vor allem eine Entspannung. Hinein in eine sehr zärtliche Liebesumarmung unserer Menschlichkeit. Inmitten der Unruhe und den Zumutungen unseres Alltags. Ja, sagt die Liebe. Ich bin okay.


Spiritualität ...

... bedeutet für mich das Angebundensein an die allumfassende liebende Kraft, an die Quelle, die uns stets zur Verfügung steht.  Von Elke Kuboschek

Sie ist an keine Religion oder gar Konfession gebunden. Das kann sie gar nicht, denn dann wäre sie eingeschränkt und begrenzt. Toleranz und Mitgefühl sind zwei tragende Säulen, die sich in dem Wort Liebe vereinen. Nur so können die unterschiedlichen Richtungen zu der einen Re-Ligion, der Rückanbindung, zusammenfließen. Sprituell-sein bedeutet nicht, leere Rituale zu veranstalten oder theoretisches Wissen "herzubeten". Spiritualität ist eine Einstellung, eine Grundhaltung, aus der heraus wir alles, was wir tun, als "Gottes-Dienst" verstehen. Dies jedoch nur, wenn wir es mit ganzem Herzen tun, wenn wir wirklich das leben, wovon wir reden! Dort erst einmal hinzukommen, ist ein langer Entwicklungsprozess, dem eine radikale Änderung der Sichtweise zugrunde liegt. Schritt für Schritt geht der Selbstwerdungs-Prozess voran, und zwar um so schneller, je mehr wir uns darauf einlassen, je mehr wir "JA" sagen zu allem, was uns begegnet.


Körperarbeit und Spiritualität

Spiritualität ist der Glaube, dass hinter der persönlichen Struktur mit den fünf Sinnen und dem Verstand mehr liegt. Eine Dimension, die wir Gott, Buddha, Alleinssein, Liebe ... nennen.  Von Heike Wilken, Dipl. Psychologin, HP (Psych.), Physiotherapeutin, Bielefeld

Unser "alter" Glaube vermittelt uns, dass Gott von seinem Wesen anders als ein Mensch und außerhalb von uns ist. In der gelebten Spiritualität geht es darum, die Erfahrung zu machen, dass Gott in uns wohnt. Je näher wir uns selber kommen, uns annehmen und lieben wie wir sind – auch mit unseren ungeliebten Schattenseiten – desto näher kommen wir zu Gott. Jegliche Form der Körperarbeit, z. B. Meditation, Yoga, Craniosacrale Körperarbeit oder auch Körperorientierte Beratung, ermöglicht es uns, in Kontakt mit unserem innewohnenden göttlichen Kern treten und mehr und mehr aus diesem Teil zu leben. Spiritualität heißt nicht, dass alles nur noch gut ist und es keinen Schmerz und keine Enttäuschung mehr gibt. Es geht ganz darum, im "Hier und Jetzt" zu sein, was immer da ist. Leichter ist es für uns in Freude, Glück und Frieden zu sein, aber gerade die Herausforderungen des Lebens, unsere Sorgen, Nöte, das Leid und die Enttäuschungen bringen uns unserem göttlichen Kern näher. Indem wir uns den damit verbundenen Gefühlen stellen und sie durchleben, stellt sich mehr und mehr innere Schönheit und Frieden ein. Transformation kann geschehen. Unser Leid entsteht vor allem dadurch, dass wir uns gegen die Herausforderungen des Lebens wehren, weil sie sich nicht gut anfühlen. Wir stecken die Enttäuschung und den Schmerz weg und flüchten in unseren Alltag. An anderer Stelle, z. B. durch körperliche Beschwerden, kommen Sie dann wieder ans Licht. Der Körper zeigt uns dann, was wir an uns noch nicht annehmen können. Er ist ein bereitwilliger Diener auf unserem spirituellen Weg. Sich dem Leben voll und ganz zu stellen, seine Herausforderungen, wie Trennung, Tod, Krankheit ... anzunehmen, bringt uns an unsere Grenzen. Eine Begleitung, um an dieser schweren Zeit zu wachsen und den Sinn dahinter zu verstehen, kann hilfreich und unterstützend sein.


Wilber, Ken: Integrale Spiritualität

"Dieses Thema ist seiner grundlegenden Natur nach so ernst, so düster, so enorm umfassend und weitreichend, dass dieses Buch nicht in Ernsthaftigkeit ersticken soll. [...] Ich denke aber, dies ist der einzig mögliche Umgang mit einem Thema, bei dem es um nichts Geringeres geht als höchste Anliegen wie Gott und GEIST, Erlösung und Befreiung, Sünde und Rettung der Seele, Illusion und Erwachen. mehr

Spiritualität – was ist das?

Geht es um die Definition von "Spiritualität", ist das ähnlich wie mit dem "Abseits" beim Fußball. So ziemlich jeder weiß Bescheid. Geht es allerdings darum, präzise zu erklären, was das eigentlich ist, wird es schwierig. Zum "Abseits" gibt es immerhin eine klare Regel – und es gibt die Abseitsfalle.  Von tg

In eine ähnliche Falle tappen wir, wenn wir unbedacht mit den Begriffen "Spiritualität" bzw. "spirituell" umgehen. Der geniale interdisziplinäre Denker Ken Wilber hat in seinem ganzen Leben "persönlich nie so viele Menschen so viele bedeutungslose Worte äußern hören wie zu diesem Thema" und deshalb das Ganze auf den Punkt gebracht. Besser gesagt: auf vier Punkte. Hier die vier wichtigen Anwendungen des Wortes "spirituell", die seines Erachtens nach anerkannt werden sollten:

 

1. Die meisten Leute halten es für nicht spirituell, wenn sich die Entwicklungslinien (es gibt mehr als ein Dutzend davon) eines Menschen auf den unteren Ebenen befinden. Zu diesen Linien gehören z. B. die kognitive, die moralische oder die emotionale. Spirituell ist, wer die höchsten Ebenen in jeder der Linien erreicht. Anstelle von Ebenen können wir auch den Begriff "Stufen" verwenden. Die 3. Stufe (oder der 3. Rang) ist das (vorläufige) Ziel. Das Bewusstsein in diesem Bereich wird als transrational oder transpersonal bezeichnet.

 

2. Manchmal wird von "spiritueller Intelligenz" gesprochen. Hiermit ist eine eigenständige Entwicklungslinie gemeint – die spirituelle Linie, die sich von Geburt an entwickelt.

 

3. Mit Spiritualität meinen Menschen mitunter eine religiöse oder spirituelle Erfahrung, eine meditative Erfahrung oder eine Gipfelerfahrung. Hierbei geht es um Zustandserfahrungen. Im Allgemeinen verlaufen diese Zustände von grobstofflich über subtil bzw. feinstofflich zu kausal und nondual, gewinnen an Tiefe, entwickeln sich aber nach Ansicht vieler traditioneller Weisheitslehren nicht auf höhere Ebenen oder Stufen, bzw. wird diese Entwicklung nicht erkannt. Das dies eine Fehleinschätzung ist und in einem erweiterten Kontext gesehen werden muss, zeigt das Integrale Betriebssystem Wilbers.

 

4. Spirituell bedeutet für Viele eine bestimmte Haltung, die mit Liebe, Mitgefühl oder Weisheit einhergeht und auf jeder Ebene und in jedem Zustand beheimatet sein kann.

 

Lesen Sie nach in Wilbers "Integrale Spiritualität" (Seite 144f.). Lesen Sie am besten das ganze Buch. Ohne das Integrale Betriebssystem (IBS) wird es schwierig, die vier genannten Punkte auseinanderzuhalten (und es ist eigentlich noch komplizierter ...), wenn es in einer Diskussion um spirituelle Inhalte geht und jeder etwas anderes meint. Denn: Abseits ist, wenn der Schiedrichter pfeift (manchmal auch nicht, wie die Slow Motion beweist). Spirituell ist (häufig) ein unbewusstes Tappen in die spirituelle Abseitsfalle.


Der spirituelle Weg des Aufwachens und Aufwachsens

Meditation ist eine bereits sehr alte und erprobte spirituelle Praxis. Das Ziel von Meditation? Die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick lenken, den Geist beruhigen, in die Erfahrung von Stille, Leere (oder Fülle) und Einssein eintauchen und letztendlich erwachen, erleuchtet werden. Aber erst in Verbindung mit einer modernen Achtsamkeitspraxis, die integrale Forschungen zur (Bewusstseins-)Entwicklung miteinbezieht, wird Meditation zu einem effektiven „Werkzeug“, dass nicht nur unser Aufwachen, sondern auch unser Aufwachsen fördert.  Von tg

Auf den Zusammenhang und die Bedeutsamkeit der Synthese des „eins mit der Welt“ (aufwachen) und „eins in der Welt“ (aufwachsen) sein weist der integrale Philosoph Ken Wilber hin. Denn nur beides zusammen macht uns zu möglichst „vollständigen“ spirituellen Menschen. Doch wir haben uns bislang „je nach Weltgegend ganz auf die eine oder die andere Form verlegt und die jeweils andere, tja, verkommen lassen“. Bevor wir auf das große Ganze zu sprechen kommen, zunächst komprimierte Definitionen von Achtsamkeit, Meditation und Spiritualität, Begriffe, die mittlerweile im Mainstream angekommen sind und zum allgemeinen Sprachgebrauch gehören.

Meditation und Achtsamkeit sind bei spiritueller Praxis unverzichtbar – beim „klassischen“ Weg der Erleuchtung, des Erwachens oder Aufwachens, den die alten Traditionen beschreiben. Der vier (oder fünf) horizontale „Zustands-Stufen“ umfasst und in der Erfahrung des nondualen Zustands der Einheit, der „absoluten Wahrheit“ gipfelt. „Struktur-Stufen“ (s. u.) werden hierbei allerdings nicht wahrgenommen! Das führt dazu, dass Bewusstseinszustände von der (nicht wahrgenommenen) Struktur-Stufe aus, auf der sich der Meditierende befindet, (unbewusst) interpretiert werden. Von einer Weltsicht aus, die individuell, kulturell und sozial gefärbt ist.

Integral angewendete Achtsamkeitsmeditation dient als „Trittleiter“ beim Aufwachsen. Sie unterstützt uns bei unserem inneren Wachstum, unserer (Bewusstseins-)Evolution, über die von verschiedenen Schulen der modernen westlichen Entwicklungspsychologie erforschten vertikalen Struktur-Stufen, von archaisch bis (nach jetzigem Stand) integral. Struktur-Stufen, die jeder Mensch von klein auf, eine nach der anderen und bis zu einem gewissen individuell unterschiedlichen Niveau, erklimmt.

 

Während uns, wie beschrieben, Meditation und Achtsamkeit nach dem klassischen Weg der östlichen Weisheitslehre in höhere bzw. tiefere Zustandserfahrungen (ohne Erkennen von Struktur-Stufen) bringt, lassen uns Struktur-Stufen Gott (die Schöpfung, Existenz ...) in der sich ständig weiterentwickelnden Form erfahren und (mithilfe von integralen „Landkarten“) erkennen. Konkret und persönlich. Wenn wir uns bis auf die integrale Struktur-Stufe entwickelt haben, sind wir uns unserer Prägungen (individuell, kulturell, sozial) und Interpretationen unserer (Zustands-)Erfahrungen, Gedanken, Gefühle und Handlungen bewusst (und können die anderer Menschen einordnen), nähern uns so der „relativen Wahrheit“.


Aufwachen und Aufwachsen sind also die beiden großen „Arten von Wachstum und Entwicklung“, die gleichzeitig zwei Formen des spirituellen Engagements darstellen und Meditation und Achtsamkeit als wirkungsvolle „Werkzeuge“ einsetzen.

Für das „Gesamtbild von allem was ist“ empfiehlt Ken Wilber obendrein das Auftauchen (Perspektiven einnehmen) und Aufräumen (z. B. „Schattenarbeit“).

Wie dies alles im Detail funktioniert, erklärt der geniale Philosoph und Denker in seinem integralen Ansatz. Dazu sind besonders folgende Veröffenlichungen zu empfehlen: „Integrale Spiritualität“ und „Integrale Meditation“. Weitere Bücher von Ken Wilber

Gelebte Spiritualität – meine Lebensphilosophie

Auch ich bin mit der Vorstellung groß geworden, dass Gott außerhalb von uns ist. Eine richtende Person über Gut und Böse oder ein alter Mann mit grauem Bart, der uns unsere Schulden vergibt.  Von Heike Wilken, Dipl. Psychologin, HP (Psych.), Physiotherapeutin, Bielefeld

Je älter ich wurde, desto mehr wurde mir das Schuldthema zuwider und ich beschäftigte mich mit dem Buddhismus. Vor allem die positive Sichtweise, dass jeder Mensch einen innewohnenden göttlichen Kern hat und von Grund auf gut ist, hat mich angezogen. Mittlerweile bin ich wieder zu meinen christlichen Wurzeln zurückgekehrt. Jedoch glaube ich, dass die Botschaft von Jesu eine andere war, als die, die in den Kirchen vermittelt wird. Ich glaube an einen Gott oder Jesu voller Liebe, der uns annimmt, egal wie wir sind. Er ist für mich ein Symbol für den göttlichen Kern in uns, der voller Liebe ist und verbunden mit dem All-Einen.

 

Um in diesen Raum der Liebe vorzudringen, gilt es, das Leben so anzunehmen, wie es ist, urteilsfrei den Dingen zu begegnen und in jeder Situation den dahinterliegenden Nutzen zu erkennen. Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurückschaue, haben mich gerade die schweren Zeiten, Zeiten des Verlustes durch Tod oder Trennung, geprägt und gestärkt. Diese Zeiten waren voller Trauer, Tränen und psychischer Schmerzen – ein dunkler Tunnel, der nie aufzuhören schien. Die Fragen: "Warum?" und "Wieso ich?" waren immer da. Genau diese Zeiten haben mich so sensibel und empfindsam gemacht, dass ich die Liebe in mir und um mich herum wahrnehmen kann. Die Trauer und die Tränen haben mich verändert. Es war bzw. ist wie eine Art Geburtsvorgang, der mich auf die Erde bringt und der mich mehr zu der macht, die ich in der Tiefe wirklich bin.

 

Mein Vertrauen wird immer größer, dass letztendlich alles zu unserem Nutzen geschieht, dass es kein Gut und Böse gibt. Dieser Glaube ist für mich, durch meine eigene Erfahrung, zu einer Grundhaltung geworden, mit der ich durchs Leben gehe, aber auch mit der ich die Menschen begleite, die zu mir kommen. Therapie oder Heilung bedeuten für mich, die Menschen darin zu unterstützen, sich selber lieben zu lernen und dem Leben zu vertrauen. Es gilt, alles anzunehmen und zu fühlen, um Zugang zu unserem göttlichen Kern zu bekommen. Die Liebe ist immer da. Sie bleibt, egal was passiert und wer sich von uns verabschiedet. Wir brauchen nicht die Liebe im Außen, sondern die Selbstannahme und den Zugang zum Raum der Liebe in uns selbst.


Spiritualität – die "innere Wiese"

Als Kind liebte ich es, auf "meiner" Wiese – wie ich sie nannte – zu sitzen und mich verbunden zu fühlen mit allem, was mich umgab.  Von Tameer A. Ramacher, HP, Bielefeld

Ich hatte das Gefühl, mit Pflanzen, Tieren und Steinen sprechen zu können und auch Antworten zu bekommen. Ich fühlte, dass alles beseelt und lebendig ist. Die Existenz von Engeln, Feen und anderen wunderbaren Lebewesen war genauso selbstverständliche Realität für mich wie die Laterne vor unserer Haustür.

 

Das Wort "Spiritualität" hatte ich noch nie gehört, aber ich erinnere mich an das Gefühl eines tiefen Friedens und Eins-Seins, das ich heute mit diesem Wort verbinde.

 

Im weiteren Verlauf meines Lebens lernte ich, dass mein Erleben der Welt von vielen anderen Menschen nicht geteilt und manchmal sogar abgelehnt wurde. Oft war ich tieftraurig und fühlte mich gänzlich unverstanden.

 

Mir wurde vermittelt, dass Erfolg und ein Überleben in dieser Gesellschaft nur durch die Qualitäten des logischen Verstandes zu erreichen sei und begann, danach zu leben.

 

Es machte durchaus Spaß, erfolgreich zu sein, doch tief in mir schlummerte weiterhin die Sehnsucht nach dem Gefühl des Friedens.

 

Heute weiß ich um das Geschenk dieser Erinnerung, die ich in mir trage. Wie einem Wegweiser folge ich diesem Gefühl: wann immer ich es spüre, manchmal kaum noch wahrnehmbar, wenn das Leben mir Phasen des Schmerzes und der Trauer beschert, weiß ich, dass ich auf dem rechten Weg bin.

 

Die tiefe Gewissheit, dass alles vom göttlichen Geist beseelt und durchwoben ist, kann nun – viel bewusster als damals als Kind – wieder mein Leben erfüllen.


Fünf Tore zu weiblicher Spiritualität

Körper – Sexualität – Zyklen – Geburt – Tod – in welchem inneren Zusammenhang stehen diese Begriffe? Alle sind existenziell, haben mit dem Leben an sich zu tun. An allen kann Stress, Verdrängung, Geringschätzung, hohe Erwartung haften – etwas Unanständiges, Bedrohliches oder Überstrapaziertes. Es sind die fünf weiblichen Wege zu Lebendigkeit, Glück und spirituellem Erleben.  Von Antje Uffmann, HP (Psych.), Bielefeld

Die Tore zur weiblichen Kraft waren sehr lange geschlossen. Die Wege hinter den Toren sind verwildert. Nur wenige Frauen konnten in den letzten Jahrtausenden diese Wege beschreiten. Es war sogar lebensbedrohlich, das zu tun.

 

Heute sind wir an einem Punkt, wo es darum geht, diese Fakten anzuerkennen, in der ganzen Dimension, die sie haben.

 

Zu sagen, dass wir uns nicht mehr zu schämen brauchen für unsere Körper, gleicht der beschämend nutzlosen Maßnahme, an die Türen dieser großen Pforte einen Zettel zu pinnen: "Die Verteufelung dieses Tores ist nicht mehr notwendig". Das Tor bleibt wie es ist und die Landschaft dahinter wird von dieser Aussage nicht betroffen.

 

In einigen Bereichen haben wir erreicht, dass die Tore schon saniert wurden.

 

Aber wir sind noch weit entfernt davon, Sex, Menstruation, Geburt, Tod und unsere Körper als ein Tor zur Erleuchtung, eine Pforte in religiöse Dimension zu begreifen, oder gar zu etablieren!

 

Hartnäckige alte Programme

 

Man könnte sagen, dass wir das Patriarchat auf der Festplatte haben. Die Spuren und Folgen der Unterdrückung des Weiblichen in Mann und Frau sind in die Struktur unserer Psyche eingezeichnet. Vor allem sind sie in jeder Zelle unserer Körper gespeichert! Softwarepakete einer erfüllten Sexualität sind sicher die beliebtesten neuen Programme. Wenn es trotz größter Aufklärung und Bemühung nicht funktioniert, dann dominiert die alte Hardware. Wenn wir irgend-etwas ändern wollen an dem Zustand, in dem wir sind, wenn wir Sehnsucht haben nach mehr, wenn wir uns Erfüllung wünschen und Glück, Heilung und Tiefe, gibt es immer nur einen Ort, von wo wir starten können. Das ist da, wo wir jetzt gerade sind.

 

Anerkennen was ist

 

Wie geht es mir wirklich mit meinem Körper – jenseits von allen Konzepten, wie ich mich fühlen sollte? Was lässt mich beim Sex immer wieder stolpern und verzweifeln? Da ist eine Verunsicherung wahrzunehmen, eine ganz fundamentale Irritation in Bezug auf das Funktionieren der eigenen Sexualität, auf den eigenen Körper. Darf das so sein … dass ich solange brauche … dass ich so aussehe … dass ich es besser allein kann ... dass ich dabei manchmal weinen muss?

 

Praktizieren wir die hilfreiche Methode der Achtsamkeit! Wenn wir dann noch lernen, uns damit zu entspannen, haben wir in uns Augenöffner, Herzöffner und Schlüsseldienst für die fünf wichtigsten weibliche Tore aktiviert! Wenn Anerkennung und Selbstliebe dazukommt, die wir wirklich im Körper spüren, dann sind wir "drin". Und dann geht die Reise los – in neue Räume des Lebens!


Sanathana Sai Sanjeevini

Sanathana Sai Sanjeevini ist eine spirituelle Heilweise, die die körpereigene Heilenergie weckt (Poonam Nagpal). Gerade in dieser Zeit, in der Krankheiten auf Symptome reduziert werden, der Blick für den ganzen Menschen verschleiert scheint, ist dieses Heilsystem ein besonderes Geschenk.  Von Martina Vornholz, HP, Paderborn

Es führt uns zu uns selbst zurück, zu unserer Eigenverantwortung und der uns gegebenen Freiheit, handlungsfähig zu sein und mit der Kraft unseres Willens Einfluss zu nehmen – so, wie es für uns richtig ist.

 

Die Sanathana Sai Sanjeevini sind feinstoffliche Schwingungen aller Heilkräfte von Mutter Natur. Diese Schwingungen wurden durch konzentrierte Heilgebete auf Karten "geprägt", unter Verwendung der Radiästhesie. Das Symbol der 9-blättrigen Lotusblüte diente hierzu als Grundlage, jeweils in veränderter Form. Insgesamt gibt es 60 Körperteile und 186 Krankheitssanjeevini in diesem Heilsystem. Sanjeevini gehen bis an die Ursachen einer Erkrankung, da sie auf allen Existenzebenen wirken. Sie schließen die physische, astrale und mentale Ebene mit ein.

 

Bei der Arbeit mit den Sanjeevini spielt das Bewusstsein, meine Absicht, eine große Rolle. Gedanken und Gefühle besitzen eine große Kraft, eine starke Energie, die wir für uns nutzbar machen.