Achtsamkeit – was ist das genau? Achtsamkeit zeichnet sich durch Präsenz aus, durch Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment. Mit allen Sinnen. Achtsamkeit benötigt eine bewusste Entscheidung, denn sonst verlieren wir uns schnell in unseren Gedanken und Gefühlen. Wenn wir einen inneren Beobachter installieren, einen Schritt zurücktreten und dabei offen, neugierig und vorurteilsfrei bleiben, kann achtsame Wahrnehmung geschehen. Wahrnehmung dessen was ist. Je mehr Bewusstsein wir entwickelt haben, je mehr Perspektiven wir einnehmen können, desto umfassender wird unsere Sicht der Welt. Desto umfassender kann unsere Achtsamkeit werden. In dem Wort Achtsamkeit schwingt auch eine liebevolle, mitfühlende, behutsame, wachsame Aufmerksamkeit mit – für das, was uns begegnet. Und natürlich auch für uns selbst. Achtsamkeit beeinflusst unser Denken, Fühlen und Handeln.
Achtsamkeit
Arbeit & Motivation
Atem
Bewusste Bewegung
Bewusste Ernährung
Interview
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Energiearbeit
Homöopathie
Körperbewusstsein
Körpertherapie
Kreativer Impuls
Krise als Chance
Interview
Liebe
Loslassen
Massage
Meditation
Mut zu Veränderung
Neues Denken
Psychotherapie
Seele
Selbstverwirklichung
Spiritualität
Wahrnehmung und Wahrheit
Ganz egal, was Du alles noch nicht geschafft hast und wie es in Deiner Sockenschublade aussieht – die wilde und weise Kraft des Lebens ist in jedem Moment
da, Du lebst in ihr, sie lebt in Dir, die ganze Zeit. Von Antje Uffmann, HP (Psych.), Bielefeld
Völlig egal, was Du alles noch nicht gelöst hast – oder transformiert oder hinter Dir gelassen – nimm einen tiefen Atemzug, genau jetzt. Die Lebendigkeit ist da.
Sie wartet seit ewiger Zeit – sie ruft nach Dir! Ja, es gibt immer etwas zu tun, außen wie innen, im anspruchsvollen Alltag und genauso in der Seelenwelt. To-do-Listen, Projekte, die abgeliefert,
Themen, die bearbeitet werden müssen. Zumeist mühen wir uns ab damit. Der Kopf sagt an, was zu passieren hat. Das ist okay. Und auch anstrengend. Es wiederholt sich in einer Endlosschlaufe.
Immer das Gleiche. Trocken. Irgendwo tief drinnen spürst Du unter der Mühe diese große Sehnsucht nach Leben, nach dem süßen Geheimnis, der Quelle. Und wirklich egal, wie sehr Du Dich
abgeschnitten fühlst von dieser inneren Wirklichkeit –die Quelle des Lebens ist nie versiegt, sie spült ihr Wasser in Deine Zellen, sie tanzt in Deinen Atomen, sie lebt Dich. Genau jetzt. Auf dem
weisen Weg geht es also darum, zu lauschen, das Rufen deiner Lebendigkeit zu hören! Es geht darum, das Leben selbst mitmachen zu lassen bei all dem, was Du so musst. Wenn Du dem Leben erlaubst,
Dich immer wieder zwischendurch zu rocken, zu bewegen, durchzuspülen, bist Du auf dem wilden Weg. Willkommen! Hier lernen wir, dass wir nicht getrennt sind von unserer Natur. Dann werden Lösungen
herangeflutet, so unverhofft und passgenau! Wir praktizieren das – indem wir als Lebensforscherinnen all unsere Themen in das große Herz des Lebens hineinlegen. Im Tanz, im Spüren, im Atmen. Wir
erkennen uns wieder in den Anderen, in der Verbindung mit der Lebensnatur. So wird es möglich, die eigene wilde weise Kraft als Verbündete zu entdecken. Und das gilt. Egal, was sonst noch so
alles los ist ... das Leben ist schon da!
Im Alltag bewegen sich unsere Gedanken oft in einem Kreislauf von Sorgen, Befürchtungen und Zukunftsängsten, wodurch wir schnell unsere Freude und Lebenskraft verlieren. Das Leben erscheint uns grau und schwer, bis hin zur Hoffnungslosigkeit. Von Ingrid Satischa Straube, HP (Psych.), Dipl. Sozialarbeiterin
Es gibt einen Weg aus dieser scheinbaren Dunkelheit ins Licht. Der Weg der "Achtsamkeit" ist ein leichter Weg, der nur etwas Mut und Disziplin braucht, immer wieder aus dem Gedanken-Karussell in den jeweiligen Moment zu springen. Wir geben all unserem Tun, allem was wir sehen, hören und fühlen unsere volle Aufmerksamkeit. Das heißt, wir sind total mit dem, was gerade in diesem Moment geschieht, ohne es zu bewerten. Achtsamkeit bedeutet, dass wir z.B. beim Geschirrspülen wach und bewusst sind. Wir fühlen das warme Wasser, bemerken unsere Hände in der Bewegung – einfach spielerisch, ohne irgendeinen Gedanken an gestern oder morgen. Bei einem Spaziergang achten wir ganz bewusst auf unsere Füße, jeden Schritt, den Schwung unserer Hüften und unseren Atem. Wir sind wach, nehmen mit allen Sinnen die Schönheit der Natur wahr, fühlen Sonne, Wind und Regen, ohne all das zu bewerten. Was zählt, ist nur dieser Augenblick. Es gibt doch so viel zu fühlen und zu entdecken, was wir ohne Achtsamkeit gar nicht wahrnehmen. Wenn wir Vertrauen ins Leben fassen und uns von Moment zu Moment tragen lassen, sehen wir erst, wie viel Schönes und welch eine Fülle uns umgibt, ohne dass wir dafür etwas bezahlen müssen. Achtsamkeit öffnet unser Bewusstsein für alles, was wir in uns fühlen. Da sind die Gefühle, die wir gerne fühlen, wie Freude, Leichtigkeit und Liebe. Zum Mensch-Sein gehören aber auch die eher ungeliebten, oft verdrängten Gefühle, wie Traurigkeit, Schmerz, Wut, Ärger und Ohnmacht. Wir können alle Gefühle in uns willkommen heißen und liebevoll fühlen. Sie sind wie ungeliebte Kinder, die nur wahrgenommen werden wollen. Wenn ich mich einem Schmerz in mir achtsam und ohne ein Urteil darüber zuwende, kann er sich verwandeln. So löst sich all das Schwere auf in Leichtigkeit. Wir werden bemerken, wie wir uns auf diese Weise entspannen und in den ersehnten Frieden kommen. Indem wir unsere Aufmerksamkeit nach innen richten auf unser Herz und uns annehmen, wie wir sind, fühlen wir, was wir jenseits von Gedanken in Wahrheit sind: Liebe und Freude!
„Wie wollen wir andere lieben, wenn wir uns selbst nicht offen begegnen können? Deswegen beginnt eine tiefe, umfassende Liebe zu anderen mit uns selbst.“ mehr
Wer achtsam ist, nimmt im gegenwärtigen Moment die Dinge bewusst wahr, wie sie sind, ohne zu urteilen, ohne zu bewerten
Ein Großteil unserer Alltags-Aktivitäten läuft automatisch und unbewusst ab, wäre das nicht so, müssten wir vor jedem Schritt, bei jeder Handbewegung überlegen
Du bist die wichtigste Person in Deinem Leben. Lass Dir diesen Satz noch einmal sanft auf der Zunge zergehen und dann denke darüber nach, wann Du Dich letztes Mal zum Mittelpunkt Deines Lebens gemacht hast. Wir hetzen und eilen, wollen es allen und jedem recht machen – vielleicht damit man uns liebt oder anerkennt – und dann bemerken wir uns selbst nicht mehr in diesem Geschehen. Von Kristina König, HP, Bielefeld
Denken wir an die letzten Monate der Weihnachtszeit zurück: Habe ich für alle Geschenke? Was koche ich an den Feiertagen? Wie ertrage ich den Besuch bei den Schwiegereltern? Kann ich mich vor anderen Verpflichtungen vielleicht elegant "drücken"? – und trotz dieser ganzen Fragen wird funktioniert wie ein Uhrwerk und alles klappt irgendwie und alle sind relativ zufrieden. Spätestens, wenn man irgendwann total geschafft entweder in den Sessel oder ins Bett fällt, fragt man sich kurz: war es eigentlich das, was ich wollte? – und dann freut man sich auf Silvester, feiern mit Freunden, einmal in eine andere Welt eintauchen ... toll – und wieder ist man bei den anderen aber nicht bei sich selbst.
Zuhause läuft der Fernseher. Das ist gut, da fühlt man sich nicht allein. Statt denken zu müssen, wird man beschallt ...
Hast Du schon einmal ohne Musik gearbeitet? Eine wunderbare Meditation ist es, in Stille zu bügeln oder in Ruhe Staub zu saugen. Jetzt huscht vielleicht ein Lächeln über Dein Gesicht und Du denkst: arme Irre.
Nur in Stille mit sich allein, ganz konzentriert auf eine banale Tätigkeit ... und Du triffst Dich selbst. All-eins-sein ... Gedanken kommen und gehen, sie sind wie Wolken ... Es ist wichtig, sich solche Zeiten zu nehmen und all-eins-sein mit sich. Man lernt sich verstehen. Du bist dann mit der wichtigsten Person in Deinem Leben zusammen und hörst ihr zu.
Gerade nach vielen Festtagen mit vielen Menschen – vielleicht auch nach rauschenden Faschingsfeiern – sollte man wieder zu sich kommen. Manchmal entsteht in
dieser Zeit – und das bei vielen Menschen bereits seit fast 2000 Jahren – der Wunsch, sich wieder vollkommen zurückzunehmen und auf sich zu besinnen.
Dafür ist gerade in dieser Zeit die richtige Zeit: Fastenzeit. Eine Zeit der Reinigung von den leckeren Völlereien der vergangenen Tage, um wieder frisch in den nahenden Frühling zu gehen.
Tu Deinem Körper Gutes, damit sich Deine Seele darin wohlfühlt
Gerade die Entbehrung der Nahrung sorgt auch für einen klaren Kopf. Mögen die ersten zwei Tage auch schwerfallen. Danach kommt eine Zeit der großen Freude und des Glücks über den gereinigten Körper und Du wirst sehen, auch Deine Gedanken und Ideen werden leichter und beflügeln Dich, so dass Du auf leichten Schwingen in die klare Frühlingssonne schweben kannst.
Gönne Dir Zeit, sei ganz bei Dir, schaffe Deiner Seele ein wohnliches Zuhause.
Auf der Lebensreise ist Achtsamkeit wie ein kleines Licht, das wir mit uns führen – eine Taschenlampe der "Awareness", der Bewusstheit im Inneren. Ist uns
dieses Gewahrsein zur Gewohnheit geworden, erweitert sich unsere Wahrnehmung, wir werden zufriedener, unsere Glücksrezeptoren entfalten sich, wir erkennen die Schönheit jedes
Augenblicks. Von Antje Uffmann, HP (Psych.), Bielefeld
So können wir auch in schwierigen Momenten präsent bleiben – wir nehmen unsere Angst wahr, den Schmerz, die Emotionen, und wir werden doch nicht von ihnen hinweggefegt, sondern bleiben mit diesem inneren Ort des Schauens verbunden.
Sexuelle Erlebnisräume
Eine grundsätzliche Absicht auf dem Weg des Tantra Yoga ist, Bewusstheit zu entwickeln in allem was wir tun – ob wir gerade Fahrrad fahren, telefonieren, den Hund füttern oder unseren Liebsten küssen. Vor allem aber für unsere Sexualität ist diese Achtsamkeit sehr lohnend, weil wir auf diese Weise Automatismen und Gewohnheiten auflösen und in ein völlig anders Spüren kommen.
Vollständig in die eigenen Erlebnisräume eintauchen zu können erzeugt ein Gefühl des Verbundenseins, der Losgelöstheit, des Glücks. Es stärkt die persönliche
Kraft, die Verbindung mit unserer Essenz.
Genitale Entspannung
In der Psychotherapie werden häufig Paare beraten, die sich eine
Veränderung in der Sexualität wünschen. Achtsamkeit ist der Schlüssel. Innehalten. Den Atem spüren. Gefühle wahrnehmen. Die Sinne, den Körper. Oft geht es zunächst um eine radikale
Verlangsamung. Unsere Genitalien kennen sich nur in Erregung, sich bewegend, zielgerichtet und aufgeladen. Es sorgt jedes Mal für Erheiterung, wenn erklärt wird, dass die erste Paarübung für
zu Hause sein wird, die edlen Körperteile einfach mal zusammen entspannen zu lassen. So dass Weibliches (Yoni) und Männliches (Lingam) einfach mal zusammen "aushängen" können. Sich ein
bisschen anfreunden, ohne dass gleich so viel "los ist". Ineinander – ohne Erregung, ohne gleich von A nach B zu wollen. Und dann kann etwas entstehen, das eher wie eine Reise ins Blaue ist –
mit sehr vielen schönen Erlebnissen am Wegesrand. Im integralen sexuellen Yoga ist Achtsamkeit eine Lebenshaltung. Für viele Paare ist das Üben der sexuellen Achtsamkeit eine Offenbarung mit
großem Heilungspotential.
Nur mit Achtsamkeit gelingt es uns, einen gesundheitsförderlichen Lebensstil zu entwickeln – das ist das Ziel des Ayurveda. Von Dr. Eva Reichmann
Viele kennen Ayurveda nur aus dem Wellness-Bereich (Ölmassagen). Doch Ayurveda ist in Wahrheit ein uraltes und ganzheitliches Gesundheitssystem. Im Ayurveda betrachten wir den Körper eines Menschen als Kutsche, in dem als Fahrgast die Seele sitzt – und vom Geist/Verstand als Kutscher gesteuert wird.
Achtsamkeit ist eine Säule der ayurvedischen Ordnungstherapie, welche immer die anderen Therapieverfahren (Ernährung, manuelle Therapie oder Phytotherapie) begleitet und unterstützt.
Was ist das eigentlich – Ayurveda?
Ayurveda entstand vor ca. 3.000 Jahren in Indien und ist eines der ältesten Medizinsysteme der Welt. Wörtlich übersetzt bedeutet es „Lebenswissenschaft“. Ayurvedische Behandlungsmethoden entsprechen heute modernen Standards und werden in Indien an Universitäten unterrichtet. Die Therapieergebnisse halten einer Überprüfung durch wissenschaftliche Forschung stand, weshalb Ayurveda von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) anerkannt ist.
Es gibt eine moderne, europäische Richtung des Ayurveda, die regionale Möglichkeiten und westliche Lebensumstände berücksichtigt.
Ayurveda ist immer ganzheitlich: körperliche, psychische und spirituelle Aspekte beeinflussen die Gesundheit und werden gemeinsam betrachtet. Ayurveda ist immer individuell: jeder Mensch bringt seine nur für ihn typische Verfassung mit, weshalb es keine Pauschalrezepte und keine Standardtherapien gibt.
Ayurvedische Ordnungstherapie und Achtsamkeit
Im Mittelpunkt der Ordnungstherapie steht die Regelmäßigkeit: gesunde und fördernde Routinen werden erlernt, ungesunde Gewohnheiten und nicht förderliche Lebensweisen abgelegt. Dabei stehen vier Bereiche im Fokus:
1. Der Mensch ist, was er isst – deshalb steht die individuelle Ernährung im Mittelpunkt fast jeder Therapie. Es gibt keine Pauschalratschläge, sondern für den jeweiligen Menschen individuell zuträgliche Ernährung. Im Ayurveda wird nicht nur auf das „was“ geachtet – sondern auch darauf, wann und in welchem Umfeld man isst und darauf, wie das Essen zubereitet wird.
2. Chronobiologie: wann ist die passende Zeit wofür? Der individuelle Biorhythmus und die persönlichen Lebensumstände fordern Beachtung. Regelmäßigkeit tut gut, weshalb der Ayurveda Morgen- und Abendroutinen empfiehlt.
3. Psychohygiene: oft sind es soziale Beziehungen oder Abhängigkeiten (ob privat oder bei der Arbeit), die nicht stimmig sind und einen Menschen krank machen. Im Ayurveda wird die Achtsamkeit auf förderliche Beziehungen gelenkt.
4. Vorbeugen ist besser als nachsorgen: es geht nicht nur um Behandlung von Beschwerden, sondern vor allem darum, Gesundheit zu erhalten.
Und zum Abschluss doch noch etwas Öl ...
Ayurvedische manuelle Behandlungsverfahren und Kräuteröle tun Körper und Geist gut und können so, zum Beispiel bei
Stress-Symptomen, den Menschen entspannen, um Achtsamkeit möglich zu machen.
Wir leben in einer Welt, in der beschäftigt sein einen guten Ruf genießt. Immer geht es darum etwas zu tun, etwas zu schaffen, etwas zu erledigen, etwas zu erreichen. Multitasking wird als Qualität verstanden. Wenn Sie in einem Bewerbungsgespräch die Frage "Wo sehen Sie sich in 5 Jahren" nicht beantworten können, haben Sie schon verloren. Von Marita Imkamp, THE WORK Coach, Systemischer Coach, Lüdinghausen
Als guter Arbeiter oder Angestellter sollen wir vor allem sehr flexibel und belastbar sein und in der zur Verfügung stehenden Zeit möglichst viel schaffen. Alles muss schnell gehen. Ohne es wirklich in Frage zu stellen, akzeptieren wir diese Spielregeln und spielen mit.
Früher oder später kommen viele von uns an Ihre Grenzen, wir werden krank, physisch oder / und psychisch. Stress, chronische Schmerzen, chronische Erschöpfung, Schlafstörungen, Bluthochdruck sind nur einige der immer häufiger auftretenden Krankheitsbilder. Runterfahren, abschalten, zur Ruhe kommen fällt uns schwer. Und selbst wenn wir selbst gar nicht in Bewegung sind, unser Körper still sitzt (aber wer kann das noch?), in unsere Köpfe kehrt keine Ruhe ein. Ständig kreisen die Gedanken, wir können sie einfach nicht abstellen. Verkompliziert wird das Ganze dann auch noch durch unsere Gefühle, die durch unsere Gedanken ausgelöst werden, und auch umgekehrt. Und eh wir uns versehen, haben unsere Gedanken und Gefühle uns mal wieder voll im Griff. Wer kennt das nicht. Wir würden am liebsten "Stopp" sagen, aber so einfach funktioniert das nicht. Möglicherweise fängt der eine / die andere dann noch an, sich selbst für sein / ihr Unvermögen "nicht abschalten zu können", "nicht mit dem Denken aufhören zu können" zu verurteilen. Irgendwann erkennt man, so darf es nicht bleiben. Das ist ein guter Zeitpunkt, um sich für ein achtsamkeitsbasiertes Stressreduktionstraining, oder ein individuelles Achtsamkeitscoaching zu entscheiden. Unter Stressreduktion können wir uns ja vielleicht noch etwas vorstellen, aber was hat das mit Achtsamkeit zu tun? Achtsamkeit ist das entscheidende Element bei der ganzen Sache. Sie ist DER Schlüssel, uns aus dem Hamsterrad zu befreien! Allerdings lässt sich das nur erfahren, nicht verstehen, nicht anlesen.
Was genau bedeutet überhaupt Achtsamkeit?
Achtsam sein bedeutet AUF EINE BESTIMMTE ART AUFMERKSAM ZU SEIN. Wer achtsam ist, nimmt im gegenwärtigen Moment die Dinge bewusst wahr, wie sie sind, OHNE ZU URTEILEN, OHEN ZU BEWERTEN. Dadurch eröffnet sich ein anderer Raum. Wir gewinnen einen anderen, nämlich größeren Blick auf die uns gerade belastende Situation. Wir erkennen, dass wir eigentlich immer alles bewerten. Jeder von uns tut das. Achtsam sein bedeutet: im Jetzt zu bleiben und DEM, WAS IM MOMENT GESCHIEHT IN EINER OFFENEN, NICHT WERTENDEN HALTUNG ZU BEGEGNEN. Dadurch gewinnen wir Abstand vom Problem! Wir werden sozusagen zu einem inneren Beobachter, der eine neutrale Position einnimmt. Je stärker dieser innere Beobachter wird, und er wird stärker, je öfter wir uns in Achtsamkeit üben, umso seltener werden wir von unseren sprunghaften, Stress verursachenden Gedanken und unangenehmen Gefühlen mitgerissen. Somit schenkt gelebte Achtsamkeit mehr Verständnis, Akzeptanz und Selbstannahme und ist der Schlüssel zu innerem Frieden, mehr Ruhe und Gelassenheit. Das Leben wird leichter und erfüllter und wir werden gesünder. Wenn wir, Moment für Moment, achtsamer durch unser Leben gehen, werden uns die Stürme des Lebens nicht mehr so viel anhaben können.
Achtsamkeit ... Für Viele ist der Markttag das Highlight der Woche. Es darf gewühlt, gefeilscht und geklönt werden. Frisches Gemüse am laufenden Band, Ledergürtel zum Schnäppchenpreis, Wundermittel für streifenfreies Fensterputzen und Coffee to go. Manch anderer – so wie ich – ist heilfroh, wenn er der kaufwütigen Menschenmenge entronnen ist. Von tg
Nichts gegen Körperkontakt – ich möchte nur vorher zustimmen. Auf dem Markt quasi unmöglich. Ein Test: Ich stelle mich an den Rand eines Verkaufstandes, den Einkaufskorb als kleinen Rammbock links neben meine Füße positioniert. Es gibt sie noch, die Marktschreier, stelle ich fest. Es geht um besonders frische, besonders billige Apfelsinen im Großgebinde, die im 10-Sekunden-Takt lauthals feilgeboten werden. Nun, das nehme ich in Kauf. Habe eh einen Tinnitus. Meine Übung heißt: Achtsamkeit.
Mit offener Präsenz, geschult in Meditation und Bewusstseinsarbeit, stehe ich da. Regungslos, entspannt. Beobachte Gedanken und Gefühle. Und die Mitmenschen. Achtlos streifen die ersten Plastiktüten meine Jacke. Ich verharre (noch) lächelnd. Im Rückwärtsgang befindlich, tritt mir jemand auf die Schuhe, ohne es zu bemerken. Spannt dann auch noch den Regenschirm auf. Indem ich dem Knirps reflexartig ausweiche, rette ich mein Augenlicht. Schon parkt ein Mann mit Sturzhelm sein Fahrrad neben meinem Einkaufskorb und zerquetscht mit dem Vorderreifen den Porree, der dummerweise etwas übersteht. Derweil springt ein kontaktfreudiger Hund an langer Leine an mir hoch, während Frauchen die Avocados prüft. Er will spielen, na klar. Schade, dass wir einen typischen Matschtag haben – die Hose ist reif für die Reinigung. Frauchen zieht Leine und guter Dinge weiter. Als ich einen Kinderwagen in die Kniekehlen gerammt bekomme, beende ich genervt den Selbstversuch. Wo sind die Leute eigentlich mit ihren Gedanken?
Auf der Heimfahrt im Wagen hänge ich an einer Ampel fest, lasse die Ereignisse auf dem Markt, leise vor mich hin schimpfend, Revue passieren, beobachte einen Jugendlichen mit Stöpseln in den Ohren (MP3-Player?) und stierem Blick aufs Smartphone, und mir wird klar: An allen Ecken und Kanten mangelt es an Achtsamkeit. Da wird hinter mir energisch gehupt. Verschreckt stelle ich fest, dass die Ampel (wie lange schon?) Grün zeigt. Da habe ich wohl gerade gepennt?!
Ein Großteil unserer Alltags-Aktivitäten läuft automatisch und unbewusst ab. Wäre das nicht so, müssten wir vor jedem Schritt, bei jeder Handbewegung überlegen. Eine Reizüberflutung, die uns – ohne Filterung durch das Gehirn – völlig überfordern und blockieren würde. Achtsamkeit hat also seine Grenzen. Und wir müssen uns dafür entscheiden.
Mit Präsenz zum Ziel
Multitasking heißt das Zauberwort für das gleichzeitige Ausführen mehrerer Tätigkeiten, mit dem Ziel der Optimierung und Zeitersparniss. Der Haken bei der Sache: Wir verfranzen uns, machen alles halbgar oder oberflächlich. Die Aufmerksamkeit lässt sich schwer aufrechterhalten. Stress ist die Folge. Für tiefe Achtsamkeit lohnt die Beschränkung auf eine oder wenige Tätigkeiten.
Grübeleien, Ärger und Sorgen haben den Effekt der Ablenkung. Präsenz hingegen nimmt zwar störende Gefühle, Körperempfindungen und Gedanken wahr, bleibt aber im Hier und Jetzt verankert.
Häufig bewerten wir das Wahrgenommene voreilig. Mit Offenheit und Neugier auf Neues kommen wir der Realität achtsam näher. Wenn wir uns obendrein unserer Strukturen und Schatten bewusst sind – umso besser.
Engstirnigkeit und Schubladendenken können zwar theoretisch mit Achtsamkeit einhergehen, beschränken die Realität allerdings auf eine stark begrenzte Sicht. Je komplexer unsere Welt wird, desto mehr Perspektiven sollten wir einnehmen können. Abwägen und bewusstes Auswählen ermöglicht vielschichtiges achtsames Handeln. Der Integrale Ansatz von Ken Wilber beispielsweise bietet hierfür hervorragendes "Werkzeug" an.
Selbstversuch Teil 2
Nächster Markttag. Nach wachsamer Autofahrt schlängele ich mich umsichtig durch die Menge. Bislang ohne Zusammenstoß mit Tüten, Körben, Kinderwagen, Rädern, Hund und Mensch. Der Schrei des Marktschreiers zieht mich magisch an: 10 Kilo Apfelsinen, fast geschenkt. Doch halt: Kann ich die wirklich alle verbrauchen? Sind die gespritzt? Radioaktiv bestrahlt? Genmanipuliert? Mussten Urwälder dafür weichen? Wurden Arbeitskräfte ausgebeutet? Eine alte Dame neben mir, vermutlich Stammkundin, sagt: „Die sind lecker. Greifen Sie zu, junger Mann!“ Ich verneine, bedanke mich höflich, schlängel mich erfolgreich zum Biostand durch, kaufe 6 Eier aus der Region, Bodenhaltung, Bauer liebt Huhn, spritzt, bestrahlt und manipuliert nicht. Den Pappkarton mit den Eiern in der Linken, fische ich mit rechts das Portemonnaie aus der Hosentasche heraus. Hatte ich leider nicht richtig verschlossen, die Geldbörse, infolgedessen sich der Euro im Sinkflug befindet. Dank guter Körperbeherrschung und einer schnellen Handbewegung fange ich einen Teil des Kleingeldes auf – der Karton mit den freilaufenden Eiern hingegen entgleitet mir ...
Eine Frau mit Hund, der brav sitzt und aufmerksam blickt, reicht mir mit spitzen Fingern den triefenden Eierkarton. Die verlorenen Münzen hat ein ehrliches Kind aufgesammelt. "Hier, zum Trost" – das Geschenk der alten Dame weckt die Wiedersehensfreude: eine Apfelsine vom Schnäppchenkauf beim schreienden, konventionellen Obsthändler. Es gibt doch wirklich nette, aufmerksame Mitmenschen. Gehen Sie mal auf den Markt. Aber nehmen Sie sich in Acht!