Mut zu Veränderung

Ohne Veränderung gibt es keine Entwicklung. Entwicklung ist nötig, sowohl im alltäglichen Leben, unserem "Außenbereich", als auch im Inneren. Nur so können Lebensbedingungen verbessert, der Umgang miteinander verfeinert und Bewusstsein erweitert werden. Plötzliche Veränderungen stellen den Status quo auf den Prüfstand. Was gilt es zu bewahren, was muss überdacht werden? Woran klammern wir uns fest, obwohl es nicht gut tut? Inwieweit sind wir bereit, das Neue und Ungewisse einzuladen? Häufig reagieren wir auf Veränderungen, die sich ankündigen, unvermeidbar scheinen oder es tatsächlich sind, mit Angst, Aggression, Rückzug oder gar Rückfall auf unbewusste Verhaltensweisen. Veränderung aber braucht Mut. Mut und Vertrauen. In uns selbst, andere, in die Zukunft. Je besser wir uns selbst kennen, unsere Ängste, Verletzungen, Einstellungen und Strukturen, aber auch unsere Stärken, desto besser gelingt es uns, mit Veränderungen umzugehen. Nicht immer schaffen wir das allein. So, wie wir uns Hilfe holen, wenn uns etwa Schicksalsschläge ereilen oder ganz einfach ein Umzug oder ein neuer Job anstehen, sollten wir Hilfe in Anspruch nehmen, wenn wir innerlich stagnieren und an einem (schmerzvollen) Wendepunkt stehen. Innere Arbeit hilft, mit Vergangenem Frieden zu schließen und mutig neue Wege zu bestreiten.



Veränderung in Wuchsrichtung mit dem Leben

Ach, es gäbe so vieles zu verändern. Wir werden täglich geflutet mit Informationen zur Selbstoptimierung. Dass wir uns selbst freundlicher behandeln, gesünder leben, Work-Life Balance halten, meditieren, orgasmieren und was weiß ich alles sollten – ach, geschenkt ...!  Von Antje Uffmann, HP (Psych.), Bielefeld

Wir haben es längst verstanden, das Mentale ist so schnell – aber die Umsetzung ... Sie hängt auch ab von unseren Gefühlen. Doch der Emotionalkörper ist schon eine ganze Ecke langsamer und unberechenbarer als der Verstand. Und bis sich dann unser physischer Körper bewegt und die Veränderung wirklich umsetzt – oh, die Materie ist träge! Aus der Hirnforschung ist bekannt: Am leichtesten entwickeln und verändern wir uns, indem wir mit ganzheitlichen  Methoden in optimaler Umgebung neue gute Erfahrungen machen! Damit es nicht nur Theorie bleibt, bei deren Nicht-Umsetzung wir uns dann zudem noch schlecht fühlen, brauchen wir wirksame Impulse für unser ganzes System und eine freundliche, offene und sichere Atmosphäre. Denn dann sind da auch noch die tieferen Veränderungen im Leben – wirkliche Schritte ins Neuland, Umbrüche und Wagnisse. Als Therapeutin kann ich feststellen: Die Motivation zur Veränderung kann letztlich nur von innen kommen. Indem wir herausfinden, ob diese Veränderung in uns steckt, ob es etwas ist, was mit unserem tiefen Selbst übereinstimmt. Wenn eine Veränderung mich aus der Tiefe ruft, dann ist sie unausweichlich. Es geht also darum, zu lauschen und mit mir selbst in tieferen Kontakt zu kommen. Vielleicht sehnst du dich auch nach einer Veränderung oder spürst die Notwendigkeit? Möchtest wachsen – mehr hin zu dir, mehr in die Tiefe und Weisheit, die in dir sind? Seit Urzeiten sind die Menschen zu diesem Zweck hinausgegangen in die Natur. Allein im Wald, mit Ritualen und viel Zeit zum Lauschen. Veränderungen wachsen. Sie sind organisch. Wenn du dich und deinen Körper mitten ins Herz der Natur hineingibst, entsteht Resonanz – du gibst dem Leben eine Chance, mitzumachen. Und dann wird es "stimmen".


Nach Hause gehen

"Wenn du die Welt verändern möchtest, dann höre auf, die Projektionen auf der Leinwand verändern zu wollen. DU musst den Film verändern, den du drehst [...] Es ist an der Zeit, der Welt zu vergeben und nach Hause zu gehen." Das sind Worte eines mir unbekannten Verfassers.  Von Karin Tünnermann

Der Text berührt mich. Was heißt das eigentlich ... nach Hause gehen? In einer Zeit, in der wir so oft vom Übergang in ein neues Zeitalter sprechen, sollten wir uns fragen, wo unser geistiges Zuhause ist. Wer bin ich im Grunde meines Herzens? Was habe ich verinnerlicht, was eigentlich nicht zu mir gehört? Wo funktioniere ich, weil ich es so gelernt habe und weil es halt immer so war? Auf welchem Schlachtfeld des Lebens erschöpfe ich meine Kraft? Wie oft leben wir gedanklich in der Vergangenheit, grollen mit Personen und Ereignissen oder sorgen uns um Dinge, die wir in der Zukunft für wahrscheinlich halten. Wie oft haben wir uns selbst nicht verziehen, dass wir nicht erfolgreich, nicht stark waren? Und ehrlich: wie oft haben wir Angst! Angst zu versagen, Angst davor verlassen zu werden oder abhängig zu sein, Angst vor Veränderung? Warum sollten uns Familie, Kollegen und Vorgesetzte das geben, was wir uns selbst vorenthalten – Anerkennung und Wertschätzung? Wir müssen also Verantwortung übernehmen für unsere Gedanken und Gefühle, für unseren Erfolg oder Misserfolg, unser Glück oder Unglück. Wir verabschieden uns damit aus der selbst erschaffenen Opfer-Rolle. Und dann? Es ist Zeit, sich selbst und der Welt zu vergeben und nach Hause zu gehen. An einen Ort in mir, an dem ich mich mit mir wohlfühle. An dem ich das bin, das ich bin. Von dem aus ich in diese Welt hinein agieren kann. Ich stelle mir vor – in Liebe und Mitgefühl mit mir selbst als auch mit allem anderen, sei es Natur, Tier oder Mitmensch. Ihnen, uns, eine mutige Zeit; eine Zeit, der Selbstfindung und -annahme, eine Zeit des inneren Friedens und des Glücks.

Unbeschwert zum Ziel

Fast jeder hat es schon erlebt – das Ziel ist ganz klar vor Augen. Nur, wie kann es erreicht werden? Innere Blockaden entstehen vielfach durch Glaubenssätze, Verhaltensmuster und nicht gelebte Träume.  Von Gisela Biesemeier, psychologische Beraterin & Coach, Warendorf

Diese, meistens vom Unterbewusstsein gesteuerten Mechanismen wirken häufig wie eine Bremse und behindern das Vorankommen, das Erreichen gesteckter Ziele. Vieles, was vom Unterbewusstsein "automatisch" gesteuert wird, beruht auf Erlebnissen der Vergangenheit, die dem aktiven Verstand so nicht mehr präsent sind. Es gilt, sich von diesen Mustern zu lösen, um mit neuem Elan und frischem Mut die gesteckten Ziele zu erreichen. Innere Blockaden und Glaubenssätze lassen sich unter anderem mit Techniken aus dem NLP (Neurolinguistisches Programmieren) auflösen und gewünschte zielfördernde Verhaltensmuster können umgesetzt und gelebt werden. Lampenfieber, unangenehme Situationen und Konfliktgespräche belasten den Alltag weniger, da das NLP auch für derartige Gelegenheiten gute Methoden bietet, um solche Stressfaktoren souverän zu meistern. NLP ist von den drei Begriffen Neuro (die Nerven), Linguistik (Sprache) und Programmieren (zielgerichtete Anordnung von Informationsabläufen) abgeleitet. Das Unterbewusstsein kann so in "neue Bahnen" gelenkt werden, was die Verhaltensmuster und Glaubenssätze verändert bzw. auflöst. In Einzelsitzungen wird die Problemstellung erörtert und es werden individuell die möglichen Techniken ausgewählt, die zum Einsatz kommen können, so dass Schritt für Schritt an der Umsetzung der Ziele gearbeitet werden kann.


Dittmar, Vivian: Echter Wohlstand

„Was wäre, wenn wir die vielfältigen Krisen unserer Zeit nutzen würden für einen Kurswechsel hin zu mehr Lebensqualität? Und wie könnte das aussehen?“

Wachstum hat Grenzen. Unsere Lebensweise, vor allem die der Menschen in den reichen Industrienationen, hat katastrophale Folgen für Ökosysteme und ärmere „Entwicklungsländer“. Der Preis, den wir für materiellen Wohlstand bezahlen, zeigt sich immer deutlicher. Ein Richtungswechsel und Kulturwandel sind dringend notwendig. Für Vivian Dittmar, Buchautorin und Gründerin der Be the Change-Stiftung, ist ein wichtiger „Schlüssel für die Heilung unserer Welt“, dass wir den Wohlstandsbegriff grundlegend hinterfragen. Die Schattenseiten von einseitig auf materiellen Wohlstand ausgerichtetem  Denken und Handeln sind nicht nur Zerstörung, Ausbeutung und soziale Ungerechtigkeit, sondern auch nicht-materielle Armut wie chronische Unzufriedenheit, Stress, Einsamkeit, innere Leere und Süchte. „Echter Wohlstand“ basiert weder auf Ungleichheit innerhalb einer Gesellschaft und globalen Verwerfungen noch definiert er sich (allein) über Status, Besitz und andere Äußerlichkeiten, er muss vielmehr auf qualitative Fortschritte abzielen und innere Werte kultivieren, damit Schönheit, Liebe, Weisheit, Sinn, innere Anbindung, Dankbarkeit, wahres Glück entstehen können. Dittmar konzentriert sich in ihrem Buch auf fünf Dimensionen von echtem Wohlstand – Zeitwohlstand, Beziehungswohlstand, Kreativitätswohlstand, ökologischer und spiritueller Wohlstand –, erklärt dessen Wirkung auf eine funktionierende Wirtschaft und ein gutes Leben. Die Autorin lässt persönliche Erfahrungen einfließen und fordert die Leser*innen auf, ihr jetziges Leben zu reflektieren und ihr Herz zunehmend auf echten Wohlstand auszurichten.


„Echter Wohlstand – Warum sich die Investition in inneren Reichtum lohnt. Ein Plädoyer für neue Werte“ von Vivian Dittmar, Kailash Verlag, 266 Seiten.


Kruse, Eckhard: Der Geist in der Materie

Auch wenn Spiritualität und Wissenschaft in den letzten Jahren viel "Beziehungs-Arbeit" geleistet haben, kommen sie selten zu einträchtigen Ergebnissen. Das liegt vor allem an unterschiedlichen Perspektiven auf die "Realität" – während die einen auf die "innere" Wahrheit schwören, beharren die anderen auf sicht- und messbare Fakten. mehr

Was bleibt und was wird

"Turn and face the strange – ch-ch-changes" sang David Bowie Anfang der 70er-Jahre auf seinem Album "Hunky Dory". Veränderung kann aufregend sein! Und macht uns häufig Angst Von tg

Evolution ist wichtig und geschieht, ohne uns zu fragen. Doch wir möchten gern das bewahren und verteidigen, was wir erreicht haben, vor allem, wenn wir damit zufrieden sind. Das ist prinzipiell nicht falsch, denn eine neu erreichte Stufe des Fortschritts, der kulturellen und sozialen Errungenschaften, der Gesundheit und des Bewusstseins wollen gelebt und verstanden werden, müssen sich tief in uns einprägen, bevor wir innerlich gefestigt darüber hinauswachsen können.

 

Dennoch bringt jede neue Entwicklungsstufe auch Nachteile mit sich, die – wie wir z. B. an der industriellen Ausbeutung der Natur sehen – überdacht und reformiert werden müssen. Es gilt also, gesunde und ungesunde Verhaltensweisen voneinander zu unterscheiden. Wir erkennen, wir lernen, und neue Horizonte tun sich auf. Das bedeutet mitunter eine Menge innerer und äußerer Arbeit. Zu viel Bequemlichkeit lässt uns (geistig, seelisch und körperlich) träge werden.

 

Das Neue kann erfrischen, überraschen, nebulös und verwirrend sein. Es braucht Courage und Offenheit, um trotzdem weiterzugehen.


Spirituelle Menschen sind besonders daran interessiert, mehr über sich selbst herauszufinden. Das Zauberwort heißt Selbstverwirklichung. Dabei geht es u. a. darum, die vorhandenen Talente "freizulegen", durch Selbsterfahrung und Meditation zum göttlichen Kern vorzustoßen, zu dem was zeitlos und ewig währt – ist, dort "angekommen", also Stillstand vorprogrammiert?

 

Nein, wir sollten aber gleichzeitig die Entwicklung in der dualen Welt wahrnehmen, wertschätzen und bewusst fördern: Gott will sich durch uns in der Form erkennen und aktiv entfalten. Hin zu mehr Liebe, Freude, Freiheit, Verantwortung, Verständnis, Komplexität und Ganzheit. Oder, wie Ken Wilber es beschreibt: "Sie haben die Fähigkeit, in Ihrem eigenen Wachstum und in Ihrer Entwicklung das Selbst, die Kultur und Natur zu immer höheren, umfassenderen und tieferen Seinsformen zu entwickeln."

 

Mit unserer Einzigartigkeit tragen wir zum großen Ganzen bei. Das sollte uns Mut machen. Dieser spürbare evolutionäre Impuls, bei dem wir konträren Spannungen ausgesetzt sind und der uns voller Neugier und Schaffenskraft antreibt, uns Schritt für Schritt voranzuwagen, lässt uns willentlich kreative Lösungen suchen, die (auch) über persönliche Interessen hinausgehen. Alles ist miteinander verbunden, ist im Fluss, ist ein ständiger Lernprozess.

 

"Strange fascination, fascinating me ..." Lassen wir uns vom Zauber der Veränderung begeistern. Und schalten wir gleichzeitig unseren gesunden Menschenverstand ein. Wie es der Singer-Songwriter Calvin Russell einmal mit einem Schmunzeln ausgedrückt hat: "Let things happen while making sure some things don’t."


Gibt es einen freien Willen?

Mit Rückenwind, bei Sonnenschein und ruhiger See erscheint das Leben leicht und zugetan, wir haben alles im Griff, die Dinge laufen so, wie wir es uns wünschen, wie wir es wollen. Kurzum: Die äußeren Bedingungen sind – in unserem Sinne – unterstützend. Was man/frau sich auch vornimmt, es gelingt. Doch zieht ein Sturm auf, läuft plötzlich alles aus dem Ruder, wir verlieren die Kontrolle und hadern mit dem Schicksal, erleiden womöglich Schiffbruch. So sehr wir uns auch wehren und anstrengen, die ganze Welt scheint sich gegen uns verschworen zu haben. Was können wir tun? Weiter mit unserer gesamten Willenskraft kämpfen? Auf höhere Mächte vertrauen und uns treiben lassen? Oder irgendetwas dazwischen? Wieviel Einfluss hat jede/r Einzelne überhaupt? Ist unsere Lebensbahn vorgezeichnet oder können wir unser Menschsein nach eigenem Willen frei gestalten?  Von tg

Für viele zählt er zu den schönsten und beglückendsten Augenblicken überhaupt: Der Moment, in dem die Frage der Standesbeamtin oder des Pfarrers voller Überzeugung mit „Ja, ich will!“ beantwortet wird. Beide Partner sind sich sicher, die richtige Wahl zu treffen (vorausgesetzt, es handelt sich nicht um eine Zwangsheirat). Wollen sich lieben und achten, Kinder haben, gemeinsam alt werden. Keine/r käme auf die Idee, reflexartig, unbewusst, fremdgesteuert zu handeln. Im Gegenteil, es war ein fester Entschluss aus freien Stücken, aus Liebe, mit ganzem Herzen. Selbst eine Vernunftehe wird willentlich geschlossen, nachdem das Für und Wider wohlüberlegt abgewogen wurde.

 

Nach der Entscheidung folgt nicht selten die Scheidung. Die rosarote Brille hatte wohl blinde Flecken, bekommt Risse. Schmetterlinge im Bauch verwandeln sich in Flugzeuge und der Himmel hängt voller Gewitterwolken, es hat sich ausgegeigt. Die Trennung wird häufig vehement vorangetrieben: „Wie konnte ich nur auf den (bzw. die) hereinfallen? Den (Die) will ich nie wieder sehen!“ Man/frau kann sich halt auch täuschen, einen riesigen Fehler begehen, im Nachhinein gar zur Erkenntnis gelangen: „Was hat mich damals bloß geritten? Eigentlich wollte ich das alles nicht.“

 

Was heißt hier überhaupt „frei“?

 

Wer weiß, was er will, macht einen zielstrebigen, selbstbewussten und zufriedenen Eindruck. Menschen ohne Ziel und Plan gelten hingegen als labil – egal, ob sie sich selbst als gelassen, flexibel, ratlos, verloren oder verzweifelt empfinden. Gerade im Berufsleben und zuvorderst in Führungspositionen ist Willensstärke ein Muss. Selbst einflussreiche Politiker, die nachgewiesenermaßen lügen, betrügen und polarisieren, bringen mit unerschütterlicher Überzeugung die Massen hinter sich – ein gefährliches Spiel, das veranschaulicht, wie charismatisch entschlossen zupackende Alphatiere sind.

 

Willenskraft steht hoch im Kurs, wird vorwiegend positiv gesehen. Und mit Persönlichkeit assoziiert, als Ausdruck eines autarken Individuums, eines starken Charakters, der lebendende Beweis dafür, dass man alles erreichen kann, wenn man es nur wirklich will. Aber stimmt das? Was, wenn wir trotzdem scheitern? Woran hat es dann gelegen?

 

Wie sich unbedingtes Wollen und Freiheit anfühlen, weiß wohl jede/r. Doch wie autonom sind wir tatsächlich in unserem Denken, Fühlen und Handeln? Gibt es überhaupt einen freien Willen? Und was heißt denn überhaupt „frei“?

 

Keine Freiheit ohne Verantwortung

 

Das Gegenteil von Freiheit ist Abhängigkeit, Gefangenschaft. Frei sein bedeutet, frei von etwas – etwas, das einengt, hemmt, beeinträchtigt. Frei sein heißt, frei schalten und walten, sich selbstbestimmt entfalten, unabhängig, ungebunden, mit sich im Reinen sein, sich Wünsche und Träume erfüllen.

 

Wie sieht es jedoch in der Realität mit innerer und äußerer Freiheit aus, der Voraussetzung für den freien Willen schlechthin?

 

Es ist kein Zufall, dass in Autokratien und Diktaturen die freie Meinungsäußerung, die Freiheit insgesamt unterdrückt wird. Menschen, die anders denken und fühlen und dementsprechend anders als gewünscht und gefordert handeln (wollen), stellen eine Gefahr für das Regime dar und werden folglich kontrolliert, überwacht, bestraft.
Im Übrigen kann auch in demokratisch geführten Ländern nicht jede/r machen, was er/sie will. Es gibt gesellschaftliche Vereinbarungen, Gesetze, Polizei und Justiz, die das Zusammenleben regulieren. Freiheit ja, aber innerhalb eines mehr oder weniger starr vorgegebenen Rahmens.
Mehr Freiheit bedeutet auch mehr Verantwortung. Ein Umstand, der nicht allen bewusst ist: „Ich mach mein Ding!“ – aber bitte nur so weit, dass andere nicht in ihrer Freiheit beschnitten werden und zu Schaden kommen. Denn ethische Kriterien stecken die (immer wieder neu auszuhandelnden) Grenzen der persönlichen Freiheit ab.

 

Ist es zumindest möglich, sich im Innern Freiheit zu bewahren, die Gedanken sind schließlich frei? Es gibt ja Beispiele unbeugsamen Willens. Denken wir an politisch (zu Unrecht) Verfolgte ...

 

Selbst ohne Verfolgung und offensichtliche Repressalien leidet die freie Entfaltung. Ängste, Zwänge, Strukturen, innere Blockaden engen ein. Menschen von inneren Fesseln zu erlösen ist das Ziel von Psychologen und Psychotherapeutinnen.

 

Spirituelle Meister und Lehrerinnen versprechen innere Befreiung mithilfe östlicher Weisheitslehren.

 

Einigkeit herrscht keine

 

Halten wir fest: Absolute Freiheit in der Außenwelt ist wohl eine Illusion, das Leben kein Wunschkonzert, unser Planet Erde nicht das Paradies (und sogar dort gab es Einschränkungen ...). In unserer Innenwelt scheint Freiheit zumindest möglich.

 

Wie bringen wir Innen- und Außenwelt zusammen? Letzten Endes drückt sich der freie Wille in Entscheidungen aus, die in eigenverantwortliches Handeln münden.

 

Fragen wir Fachleute aus den Bereichen Philosophie, Theologie, Psychologie, Psychotherapie, Spiritualität, Wissenschaft ... Vorab sei gewarnt: Einigkeit herrscht keine.

 

Widerwille oder müheloses Gleiten?

 

Als Adam und Eva – trotz eindringlichen Verbots Gottes – der Versuchung nachgaben und vom Baum der Erkenntnis kosteten, trafen sie eine folgenschwere Entscheidung. Das Resultat ist bekannt. Die himmlische Einheit ging verloren und die Menschheit landete in der irdischen Realität/Dualität von Gut und Böse. Die biblische Erzählung des Sündenfalls symbolisiert das Spannungsfeld der Diskussionen um den freien Willen. Ist unser Leben vorherbestimmt, folgt es dem Plan einer allwissenden, allmächtigen Schöpferkraft? Oder sind wir so frei und tun, was wir wollen?

 

Viel Raum für theoretische und praktische Ergründungen, Deutungen und Streitigkeiten.

 

Für Martin Luther war der freie Wille „nach dem Sündenfall nur ein leeres Wort“. Moderne christliche Auffassungen neigen dazu, den freien Willen durchaus zu betonen – mit Einschränkungen. Auch in anderen Religionen ist man sich uneins. Selbst das buddhistische Konzept von Karma, das Willensfreiheit verneint, hält ein Hintertürchen für eine ethische Ausrichtung offen, die von Bescheidenheit, Güte und Einsicht geprägt ist. Selbst absichtslosem Handeln geht im Endeffekt die bewusste Entscheidung voraus, absichtslos zu handeln.

 

Schopenhauers Ausspruch „Der Mensch könne tun, was er will, aber er könne nicht wollen, was er will“, bringt ein philosophisches Dilemma auf den Punkt. Willensfreiheit ja, denn der Mensch kann gemäß seiner persönlichen Motive und Neigungen im Einklang mit seinen Überzeugungen wählen und handeln. Nein, denn die Ursachen der Willensbildung sind komplex, nicht vollständig ergründbar, zudem von äußeren Umständen beeinflusst. Und dann ist da ja auch noch das Problem der Kausalität ...

 

Immanuel Kant sah einen Ausweg aus der kausalen Bedingtheit in ursachenloser transzendenter, spontaner Freiheit – allerdings nur theoretisch. Letzten Endes formulierte er den kategorischen Imperativ, der dem Menschen die Möglichkeit und Freiheit zuschreibt, einem auf Ethik und Vernunft beruhenden „guten Willen“ zu folgen.

 

Sigmund Freud stürzte die Idee des freien Willens in eine Krise. Das Unbewusste und das Unterbewusstsein gaben plötzlich die Richtung vor, machten das vermeintliche Individuum zu einem triebgesteuerten, von Verdrängung, Fehlleistungen und Konflikten geprägten „psychischen Apparat“. Die gute Nachricht: Durch Bewusstmachung könne man wieder „Herr im eigenen Haus“ werden. Auf Veränderungen durch Einsichten in Zusammenhänge und Ursachen von Problemen setzen heutzutage noch diverse psychotherapeutische Ansätze.

 

Viele Naturwissenschaftler*innen sehen den Menschen – ähnlich wie Freud, nur nicht psychisch, sondern rein physisch betrachtet – als Maschine und verwenden (deterministische) Kausalität als Argument. „Nach den derzeit anerkannten Naturgesetzen wird die Zukunft von der Vergangenheit bestimmt, abgesehen von zufälligen Quantenereignissen, die niemand und nichts beeinflussen kann“, schreibt die Physikerin Sabine Hossenfelder in ihrem Buch „Mehr als nur Atome“ (siehe ERLESENES, Seite 27). Ihr Resümee: „Ich persönlich würde sagen: Es bedeutet, dass es keinen freien Willen gibt, und die Sache damit abhaken“. Alles lässt sich von Elementarteilchen ableiten. Holismus, eine Ganzheitslehre, die die Ansicht vertritt, das Ganze sei mehr als nur die Summe seiner Einzelteile, ist laut Hossenfelder „Quatsch“. Null Spielraum für (willentliche) Abweichungen.

 

Tatsächlich konnten Experimente zeigen, dass einfache Entscheidungen von Testpersonen sich auf der Basis der gemessenen Gehirnaktivität vorhersagen lassen, bis zu sieben Sekunden bevor die Testperson das Gefühl hatte, selbst entschieden zu haben. Ob das Ergebnis auf komplexe Entscheidungen übertragbar ist, kann derzeit niemand sagen. Achtzig bis neunzig Prozent der Gehirnaktivitäten laufen unbewusst ab. Kein immaterieller Geist, sondern der Körper, allem voran das Gehirn, erzeugt Gedanken, Bewusstsein und das trügerische Gefühl von Freiheit, lautet das Credo der Neurowissenschaften.

 

Freilich ist durch Psychotherapie und Meditation die Funktion des Gehirns beeinflussbar. Ein buddhistischer Mönch konnte durch die Einnahme verschiedener Bewusstseinszustände die Komplexität des Gehirns um bis zu dreißig Prozent verändern. Stoff für den philosophischen Disput, ob das Gehirn nun „Sender“ oder „Empfänger“ ist.

 

Hilft uns Spiritualität aus der Zwickmühle? Ja und nein. Meditation, als unabdingbare spirituelle Übungspraxis, zielt in vielen Weisheitslehren auf Befreiung ab. Indem wir in den nondualen Raum der Leere eintauchen, überwinden wir unsere trügerische Ich-Identität und erkennen unser wahres Selbst, unsere göttliche Quelle, die zeitlose, unendliche Leere. Durch die wir Freiheit erlangen, jenseits der begrenzten Form. Wie wir mit dieser Erkenntnis das „normale“, verkörperte und illusionäre Leben bewältigen sollen, führt mitunter zu (verständlicher) Verwirrung. Handeln wir als erleuchtete Wesen immer richtig? (Kurze Antwort: aber nein!) Hat das was mit Intention zu tun? Oder mit Tiefenentspannung? Oder können wir den freien Willen – ebenso, wie es die Naturwissenschaften tun – über Bord werfen? Geht es nach der Lehre der Nicht-Dualität, Advaita: aber ja! Denn die höchste Erkenntnis „bewirkt ein müheloses Gleiten durch das Leben zusammen mit einer bereitwilligen Annahme all dessen, was das Leben bringen mag“ (Balsekar).

Ordnung im Chaos schaffen

 

Und nun? Treue ZEITENWENDE-Leser*innen wissen, was nun kommt. Richtig, der Integrale Ansatz von Ken Wilber. Warum (schon wieder)? Weil er ein ausgezeichnetes „Hilfsmittel“ ist, das ganzheitlich, interdisziplinär und möglichst umfassend Ordnung im Wirrwarr unterschiedlicher Meinungen und Theorien schafft. Immerhin bringt er Einsichten aus östlichen Weisheitslehren, westlicher Psychologie, Philosophie, Wissenschaft, Spiritualität, Religion und vielen weiteren Disziplinen, die versuchen, die Welt  zu erklären, in einen größeren (holistischen) Zusammenhang. Jedes Phänomen, auch der freie Wille, kann im integralen Bezugsrahmen verortet werden.

 

Die „Landkarte“ des integralen Ansatzes besteht aus fünf ineinandergreifenden Komponenten: Quadranten (das Innere und das Äußere des Individuums und des Kollektivs), Linien (der Entwicklung), Ebenen/Stufen (der Entwicklung), Typen (z. B. männlich/weiblich, intovertiert/extrovertiert) und Zustände (z. B. des Bewusstseins).
Im Folgenden soll der Integrale Ansatz nicht (schon wieder) ausführlich erklärt werden.

 

Evolution des Willens

 

Aus integraler Sicht entstehen Probleme immer dann, wenn Interpretationen und Diskussionen aus dem „Flachland“ heraus geführt werden. Flachland bezeichnet das Nichterkennen oder Ignorieren anderer Perspektiven (Quadranten) als der eigenen. Wer nur auf das Außen schaut, alles auf das Sichtbare und Messbare reduziert (wie es die Naturwissenschaften tun), lässt eine komplette Erfahrungs- und Erkenntniswelt außer Acht – die Rede ist von inneren Perspektiven (Gedanken, Gefühle, Religion, Spiritualität, Psychologie, Philosophie ...). Umgekehrt gilt das genauso. Menschen bestehen nicht nur aus Einzelteilen, sie sind außerdem soziale Wesen mit einer vielschichtigen Innenwelt, in der wir dem Phänomen „freier Wille“ auf die Schliche kommen.

 

Wenden wir uns den Ebenen/Stufen der menschlichen (Bewusstseins-)Entwicklung zu.

 

Jeder Mensch entwickelt sich ausnahmslos (im Laufe der Geschichte und dementsprechend vom Baby bis zum Greis) Stufe um Stufe höher auf einen Bewusstseinsschwerpunkt: Bewusstseinsebenen. Über eine traditionelle hin zu einer modernen, postmodernen oder integralen (bzw. egozentrischen, ethnozentrischen oder weltzentrischen) Weltsicht. Jede neu erklommene Ebene schließt die unteren Ebenen (im Idealfall gesund) mit ein und wartet darüber hinaus mit einer erweiterten, neuen Weltsicht auf – was mit dem Begriff Holismus umschrieben werden kann. Entscheidend ist: Mit jeder Bewusstseinsebene entwickelt sich auch der Wille des Individuums, da sich (die Höhe) der Perspektiven, der Werte und Ziele verändern.

 

„Mit jeder Stufe der Entwicklung von Selbst und Psyche des Individuums entwickelt sich auch der Wille ...“, schreibt der Autor und Philosoph Tom Amarque. Er definiert (aufsteigend) folgende Ebenen/Stufen des Willens: Bio-Überlebenswille, Sicherheitswille, konformistischer Wille, Leistungswille, kreativer Wille, evolutionärer Wille, konstrukt-bewusster Wille, non-dualer Wille.

 

Vom Bio-Überlebenswillen hin zum nondualen Willen ist es ein weiter Entwicklungsweg. Auf jeder Entwicklungsebene ist der Wille „Ausdruck des Lebendigen“ und strebt danach, das Überleben „immer langfristiger“ zu sichern. Auf jeder nächsthöheren Ebene nimmt die relative Freiheit und mit ihr die Auswahl der Möglichkeiten zu.

 

Der Bio-Überlebenswille (kennzeichnend für ein Neugeborenes) folgt der Triebbefriedigung und ist auf Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wärme, Schlaf fixiert.

 

Der Sicherheitswille dreht sich um Kampf und Spiel, Selbstverteidigung und Selbstsicherheit.

 

Der traditionelle konformistische Wille orientiert sich am Willen des Kollektivs, an Regeln, Rollen und Normen, sucht Freundschaft, Liebe, Sicherheit und Zugehörigkeit.

 

Der moderne Leistungswille möchte etwas erreichen, unterscheidet in Gewinner und Verlierer und befriedigt das individuelle Geltungsbedürfnis.
Künstlerisches, spirituelles und moralisches Handeln sind Anliegen des postmodernen kreativen Willens, Selbstverwirklichung, Heilung und Pluralismus hohe Ziele.

 

Die Erkenntnis, dass sich Wille schrittweise holistisch entwickelt und dies bewusst in Handeln umgesetzt wird, tritt erst beim evolutionären Willen auf. Die integrale Bewusstseinsebene, auf der sich bislang nur ein geringer Prozentsatz der Menschheit befindet, integriert und ordnet Phänomene und Probleme ein (wie etwa den „Schatten“), denkt interdisziplinär, handelt zum Wohl aller und kann zwischen Perspektiven und Ebenen hin und her navigieren.

 

Konstrukt-bewusster Wille und non-dualer Wille sind eine Weiterentwicklung des evolutionären Willens und zeigen eher das Potenzial auf, als dass sie konkret verwirklicht zu beobachten sind. Prinzipiell geht es um eine paradoxe, tiefe Verbindung von Sein und Werden, um „reinen“ Willen.

 

Fassen wir zusammen: Es findet eine sich weiterentwickelnde Ausprägung des individuellen und kollektiven Willens statt. Indes – wie frei ist dieser Wille? Da dieser einem evolutionären, augenscheinlichen und uns unbewussten Muster folgt, das aus kulturellen, sozialen, genetischen und anderen Einflüssen gestrickt ist, können Ziele und Handlungen von Personen recht gut vorhergesagt werden. Erst auf der integralen Bewusstseinsebene ist das integrale Entwicklungsprinzip bewusst und verinnerlicht, zudem das Navigieren zwischen widersprüchlichen inneren und äußeren Perspektiven, was einen Spielraum für freie Entscheidungen ermöglicht.

 

Navigieren und treiben lassen

 

Integrales Verstehen, Achtsamkeit und Bewusstsein sind der Schlüssel zu einem relativ freien Willen. Relativ, weil niemand als unabhängiges Wesen existiert. Durch bewusstes Einnehmen von Zuständen (in der Meditation) können wir einen höheren Willen spüren, unsere Achtsamkeit schulen, durch absichtsloses Beobachten Abstand zu den Dingen bekommen und dadurch reflexartiges Handeln vermeiden. Kennen wir unseren Charakter (Typ) und unsere Talente (Entwicklungslinien), haben wir unsere Fähigkeiten und Grenzen auf dem Schirm. Einschließlich derer, die uns Naturgesetze aufzeigen.

 

Wir müssen akzeptieren, dass wir zu einem nicht unwesentlichen Teil automatisch, unbewusst, aufgrund individueller und kollektiver Prägungen und Muster und aus „Flachland-Denken“ heraus entscheiden und handeln. Nichtsdestotrotz sollten wir flexibel und wachsam bleiben und Verantwortung für unser Denken und Tun übernehmen.
Integrales Verstehen, Achtsamkeit und Bewusstsein ermöglichen einen gewissen Rahmen an Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten und somit mehr als nur das neuronal verursachte Gefühl, über einen freien Willen zu verfügen. Wir können uns willentlich und bewusst durch so manchen Sturm navigieren. Und gleichzeitig darauf vertrauen, dass Gott, die Existenz, das höhere Selbst, oder wie auch immer wir es nennen, uns trägt und uns den Weg weist.

 

Sagen wir „Ja“ zur Hochzeit von der Evolution des Willens in der Fülle der Möglichkeiten des Lebens und der absichtslosen Geborgenheit in der Leere des All-Eins-Seins des göttlichen „Plans“.


Warum Geld Macht ist und nicht glücklich macht

„Money makes the world go around“ heißt eine berühmte Liedstrophe aus dem Film Cabaret. Der klingelnde klüngelnde Klang des Geldes bringt die Welt in Schwung. Doch zu viel Schwung führt nicht selten zu einer Bauchlandung. Die Welt scheint überdreht zu sein. Pandemie, Krieg, Klimawandel, Inflation, Armut, Hunger ... Krise ist zur Normalität geworden. Trotzdem wird Geld weiterhin als Allerheilmittel gesehen. Hat uns die Gier nach immer mehr Profit nicht gerade in die derzeitige Situation gebracht? „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“, erkannte bereits Albert Einstein. Es darf also nicht einfach so weitergehen. Wenn etwas überdreht ist, muss es hinterfragt, beruhigt, wieder in die Balance gebracht werden. Alte Konzepte müssen neuen, visionären Ideen weichen. Denn äußerer Reichtum hat seinen Preis, bleibt ohne inneren Reichtum oberflächlich und führt dazu, dass sich das Rad der Geschichte immer schneller dreht – ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.  Von tg

Unsere moderne Welt wird durch materialistisches Bewusstsein bestimmt. Freie Marktwirtschaft basiert auf Konsum, Angebot und Nachfrage. Durch Gewinnanreize entsteht ein dynamischer Wettbewerb. Der Staat mischt sich so wenig wie möglich ein – der Markt soll sich selbst regulieren. Digitalisierung erleichtert die Quantifizierung von Dingen, steigert Effizienz, Schnelligkeit und Reichweite, die globalen Märkte verheißen saftigen Profit. Zielstrebigkeit, Willensstärke und Leistungsbereitschaft führen zu Innovationen, die – vor allem in westlichen Gesellschaften – auch der Allgemeinheit zugutekommen.


Die ersten Computer waren riesig, teuer und langsam. Ein Smartphone ist heute schon unter 100 Euro erhältlich. Wissenschaftliche Erkenntnisse, Konkurrenz, Mobilität, Optimierung, Vermehrung materiellen Wohlstands und rationales Denken prägen die Entscheidungsfindung. Individuelle Autonomie und Freiheit stellen hohe Werte dar. Der American Dream erzählt die Geschichte, dass jeder vom Tellerwäscher zum Millionär werden kann. Das macht Hoffnung, doch stimmt diese Erzählung? In Bezug auf den sozialen Aufstieg in Deutschland schreibt die Hans-Böckler-Stiftung: „In kaum einem anderen Land hängen die Chancen so stark von der Herkunft ab wie hierzulande“ – Tendenz (im negativen Sinne) steigend. „Reiche bleiben mit hoher Wahrscheinlichkeit reich“. Chancengleichheit ist eine Illusion. Wer es nicht zum Millionär oder zumindest zu gehobenem Status und Besitz schafft, hat Pech gehabt, ist selbst schuld – und das betrifft die Mehrheit. Eine Denkweise, die sich sogar in einigen esoterischen Kreisen verwurzelt hat. Das klingt so: Da wir unsere Realität „selbst erschaffen“, haben wir alle Möglichkeiten, die Welt nach unseren Wünschen zu gestalten. Wer es nicht schafft, hat es nicht richtig versucht, hat Pech gehabt, ist selbst schuld ...

Geld ist Macht und macht nicht glücklich


Kommen wir zu weiteren Schattenseiten der modernen Leistungsgesellschaft, des Kapitalismus. Fragen wir den Boss (Bruce Springsteen). Welche Meinung hat er zum Thema? „Poor man wanna be rich, rich man wanna be king. And a king ain’t satisfied till he rules everything“ (Badlands). Der Arme will reich sein, der Reiche König. Und ein König ist nicht zufrieden, bis er alles beherrscht. Oder frei übersetzt: Wer einmal am Geld geschnuppert hat (es stinkt ja bekanntlich nicht), kriegt den Hals nicht voll und wird von Machtfantasien ergriffen.

 

Vernebelt Reichtum unsere Sinne? Oder bringt er nur das Schlechte in uns zum Vorschein? „Werden die Menschen dazu verführt, sich, also ihren Wert als Person, über Dinge zu definieren, dann verfangen sie sich in einem Netz endloser Wünsche und Begierden“, schreibt der Philosoph Wilfried Ehrmann. Die Autorin Vivian Dittmar verortet die Sucht im Belohnungssystem unseres Gehirns, das zu für das Überleben förderlichen Handlungen motiviert. Geld und Konsum ermöglichen es, „Bedürfnisse sehr schnell zu befriedigen“. Sie vermitteln (eine trügerische) Sicherheit, die durch weiteres Money & Shopping laufend aufs Neue manifestiert wird, bei gleichzeitiger Erhöhung der „Dosis“. Doch viel hilft nicht viel. „Geld wird nutzloser, je mehr Sie davon haben“, erklärt der Soziologe Martin Schröder, denn „ab 7000 Euro Nettoeinkommen, zugegebenermaßen eine Menge Geld, schwindet der Zusammenhang zwischen Geld und Zufriedenheit.“ So lässt sich nachvollziehen, warum manch gut dotierter Profifußballer, der in einem Jahr ein Vielfaches von dem verdient, was andere in ihrem gesamten Berufsleben bezahlt bekommen, mangelnde Wertschätzung seitens des Vereins beklagt. Die goldene Frucht von Erfolg und Reichtum wird durch Gewöhnung bitter.


„Der Kapitalismus hat also recht, dass Armut unglücklich macht. Doch er hat unrecht, dass Reichtum zufrieden macht“ (Martin Schröder). Ein hohes Bruttoinlandsprodukt, also das Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft, macht individuell und kollektiv nicht automatisch glücklich. Laut World Happiness Report fühlen sich Menschen in Ländern mit starkem Sozial- und kostenlosem Gesundheitssystem wohl und sicher. Ein weiteres wichtiges Kriterium: Die Schere zwischen Arm und Reich klafft vergleichsweise weniger auseinander als anderwo. Finnen, Dänen, Schweizer, Isländer und Niederländer können sich glücklich schätzen (Top 5 im Jahr 2020).

Aus dem Schatten treten


Fassen wir andere Schattenseiten des materiellen Bewusstseins kurz zusammen: Gewinnmaximierung bedeutet Umsatzsteigerung bei gleichzeitiger Kostenminimierung und fordert maximalen Leistungswillen. Für viele Arbeitnehmer*innen stellt sich das als Vollzeitjob zum Hungerlohn dar. Angst vor Konkurrenz, dem Verlust von Arbeitsplatz, Status und Privilegien, Angst vor Schwäche, Krankheit, Versagen, Verarmen und Vereinsamung, Selbstzweifel, Stress, Burn-out und Depressionen sind Symptome der leistungsorientierten (Selbst-)Ausbeutung. „Nichts ist von Dauer, ist die Botschaft, und du darfst nicht zur Ruhe kommen“, beschreibt Wilfried Ehrmann das Prinzip der permanenten Veränderung, die „der Segen und der Fluch des Kapitalismus“ ist. „Und seine Protagonisten rackern sich ab, als wollten sie sich ihre Verdammung dauernd selbst bestätigen.“ Dieses Prinzip ist so tief verinnerlicht, dass es im Privatleben fortgeführt wird. Ohne Selbstoptimierung fühlt man/frau sich minderwertig. Der Tag soll effizient getaktet sein. Die Kinder möglichst früh und möglichst lange in die Kita, damit sie keine zu große Belastung werden und der Karriere im Weg stehen.


Zum Glück gibt es mittlerweile Firmen, die andere Wege gehen. Und Menschen, die sich dem Leistungsdruck entziehen wollen, sich eine alternative Lebensweise wünschen und diese kreativ in die Realität umsetzen. Für postmodernes, grünes Bewusstsein stehen Geld und Besitz nicht im Vordergrund, sondern innere Werte – worauf wir gleich näher eingehen werden.

Kipppunkte und sozialer Sprengstoff


Zum sozialen Sprengstoff werden schlechte Bezahlung, körperliche und seelische Belastung, Arbeitslosigkeit und Armut, wenn damit ein Gefühl von zunehmender Ohnmacht und Ungerechtigkeit einhergehen. Wenn Preise für Lebensmittel, Wohnraum, Energiekosten und andere zur Grundversorgung wichtige Dinge ungebremst in die Höhe schießen. Die Kluft zwischen Arm und Reich ins Unermessliche wächst – je nach Schätzung haben 8 bis 42 Superreiche so viel Vermögen wie die 3,7 Milliarden Menschen der ärmeren Hälfte zusammen. Wenn, vereinfacht gesprochen, „die da oben“ sich zu weit von den Sorgen und Nöten des „kleinen Mannes“ entfernt haben. Vermögen verpflichtet und sollte zumindest in einer Demokratie dem Gemeinwohl dienen.


Feiert beispielsweise der Finanzminister auf der High Society-Insel Sylt im großen Stil seine Hochzeit und die zu Gast weilende Politprominenz wird unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen geschützt, kostet das die Steuerzahler eine Menge Geld. In einer Zeit, in der alle zu Verzicht und (Energie-)Sparen angehalten werden, ist das wenig vorbildhaft und stößt verständlicherweise bei vielen übel auf. Berechtigte Kritik wird reflexartig – wie das Parteikolleginnen und -kollegen des Bräutigams vorgeführt haben – als Neiddebatte abgetan. Das lenkt von den Ursachen ab, ist herablassend und billig – und gefährlich. Die etablierten Parteien müssen aufpassen, dass die „Abgehängten der Globalisierung“ nicht wahlmüde werden oder sich Rechtspopulisten zuwenden. Was autokratische Regime von gerechter Verteilung der Güter (sowie Menschenrechten) halten, sollte bekannt sein.


Arbeitnehmer*innen werden als austauschbare Ressource für den Arbeitsmarkt betrachtet. Und wie steht es um unsere Umwelt, die mit lebenswichtigem Reichtum anderer Art gesegnete Natur? Sie wird beherrschbar gemacht, geplündert und ausgebeutet, damit die Geschäfte der auf günstige Preise und kurzfristige Gewinne ausgerichteten Konzerne boomen und reiche Nationen weiter im Überfluss leben können. „Wirklich ökologisches Wirtschaften richtet seine Prozesse nach dem Vorbild der Natur aus“ (Vivian Dittmar).


Doch die Natur steht kurz vor einem dramatischen Kipppunkt oder hat ihn vielleicht schon erreicht. Ist aus dem Gleichgewicht, entzieht sich der Beherrschung. Eine Studie hat ergeben, dass der Klimawandel allein in Deutschland seit dem Jahr 2000 jedes Jahr Schäden von rund 6,6 Milliarden Euro verursacht. Die Kosten trägt die Allgemeinheit. Sie preisen die aus menschengemachter Umweltzerstörung resultierenden Phänomene wie Artensterben und Pandemien nicht mit ein. Und das sind nur die nackten Zahlen. Sie geben keine Auskunft darüber, welches Leid mit massiven Klimaveränderungen verbunden ist, klammern den der Zerstörung zum Opfer fallenden gesundheitlichen Effekt einer intakten Natur auf Körper, Geist und Seele, das Empfinden von Schönheit und Eingebundensein aus.


Als Schüler*innen, besorgt um ihre Zukunft, bei den „Fridays for Future“-Demonstrationen auf die Straße gingen und protestierten, maßregelte sie der jetzige Finanzminister, Ehemann und bekennende Porschefahrer mit den Worten, Klimaschutz sei eine Sache der Profis. Die globale Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare im Blick hätten – auf ein Wort komprimiert ist damit gemeint: Realpolitik. Dass sich seine Partei, der nicht selten vorgeworfen wird, sie mache Klientelpolitik für Reiche, vehement gegen ein Tempolimit sträubt, das CO²-Emissionen (und Unfallzahlen) deutlich verringern würde, wirft kein gutes Licht auf die Professionalität „der Profis“. Es zeugt mehr von Lobbyismus, parteipolitischen Interessen, dem Blick auf die kommenden Wahlen.


Dieser kurze Diskurs soll nicht als Abwatschen Einzelner, einer einzigen Partei verstanden werden, sondern beispielhaft aufzeigen, wie Regierende – die einen schwierigen Job machen – gefangen sind in Interessenskonflikten und unverrückbaren Standpunkten. Und dringliches die Vernunft gebietendes Handeln aus kurzsichtigen, egoistischen Interessen auf die lange Bank schieben. Die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer, höhere Besteuerung Wohlhabender zur Abfederung sozialer Ungerechtigkeit, Corona-Steuer für Superreiche, Regulierung der Finanzmärkte, das Austrocknen von Steueroasen, ein bedingungsloses Grundeinkommen sind naheliegende, überlegenswerte Ideen und Konzepte, die seit vielen Jahren diskutiert – und immer wieder politisch vertagt oder abgeschmettert werden. Je mehr Verhandlungspartner an einem Tisch sitzen, desto größer werden die Kompromisse, desto kleiner konkrete Schritte.


Klimaneutralität, Nachhaltigkeit, Bio – wichtige, zukunftsweisende Begriffe, die mit ernsthaften Motiven und engagierten Projekten einhergehen, werden mittlerweile inflationär benutzt, denn sie steigern den Umsatz. Greenwashing ist gut fürs Image, aber schlecht für Klima und faire Bezahlung. Die Drecksarbeit im Verborgenen machen jene, die über keinerlei Lobby verfügen. „Wer wenig Geld hat, lebt oft nicht nur schlechter und ungesünder, sondern auch kürzer als wohlhabende Altersgenossen“, berichtet ntv.


Die aufgezeigten individuellen Probleme, gesellschaftlichen Verwerfungen und die Ausbeutung der Natur bringen die dunkle Seite eines zügellosen, destruktiven Wirtschaftswachstums ans Licht. Es muss sich schnell etwas tun, das bestehende Wirtschaftssystem grundlegend auf den Prüfstand gestellt werden. Faires, klimaschonendes und soziales Wirtschaften, das auf Kooperation beruht und dem Gemeinwohl dient, darf keine Utopie bleiben. „Der einzige gültige Sinn und Zweck einer Ökonomie liegt darin, dem Leben zu dienen“, schreibt der amerikanische Autor David C. Korten.


Vorausgesetzt, es ist ausreichend für die Grundbedürfnisse aller (idealerweise global) gesorgt (und die äußeren Umstände sind friedlich und lebenswert), kann sich jede/r bewusst und angstfrei um sein Lebensglück kümmern. In Statistiken zeigt sich, so Martin Schröder, „dass nur 5 Prozent der eigenen Lebenszufriedenheit durch den materiellen Lebensstandard erklärbar ist. 95 Prozent hängt von anderen Faktoren ab“.
Richten wir den Blick auf diese 95 Prozent.

Innerer Reichtum


Das einseitig nach außen auf materiellen Reichtum ausgerichtete Denken und Handeln ist, wie beschrieben, eine Sackgasse. Um dieses „Flachland“, wie es der integrale Denker Ken Wilber ausdrückt, zu erweitern, müssen auch andere Perspektiven gewertschätzt und richtig eingeordnet werden. Dazu sollte sich das Bewusstsein auf eine höhere, postmoderne, bestenfalls integrale Ebene entwickeln. Zudem müssen innere Aspekte, muss innerer Reichtum mit in die Waagschale geworfen werden. Innerer Reichtum steht im Zusammenhang mit Wertvorstellungen, die je nach Bewusstsein und Kultur unterschiedliche Prioritäten setzen (und auf höheren Bewusstseinsebenen u.a. zu mehr Weitsicht, Toleranz und Offenheit evolvieren).


In Märchen werden symbolhaft (und überzeichnet) „allgemeingültige“ Werte vermittelt. In „Sterntaler“ leiden Alte und Kinder große Not, weil ein hartherziger, gieriger König seine Kassen füllen will. Ein kleines Mädchen voller Barmherzigkeit und Mitgefühl für Notleidende gibt auf ihrer märchentypischen Held*innenreise ihr letztes Hemd und erfährt einen Initiationsprozess vom Mangel in die Fülle.


„Can’t buy me love“, sangen die Beatles. Ihre Musik machte sie reich und entzückte die Fans. Klar, jeder weiß, dass Liebe nicht mit Geld erkauft werden kann. Aber was wäre, wenn die Mächtigen dieser Welt ihre Liebesfähigkeit unter Beweis stellen müssten, bevor sie vom Volk zum Handeln ermächtigt werden? Klingt schräg? Mal im Ernst, gäbe es dann noch Kriege, Umweltzerstörung, Ungerechtigkeit, Hunger und Armut?


Dankbarkeit, Demut, Altruismus, Integrität, Empathie, Hingabe, Sanftmut und Weisheit – was für innere Schätze!


Wer bin ich, was macht mich aus, was ist mir wichtig, was ist mein höchstes Anliegen? Was sind meine Fähigkeiten, meine wahren Bedürfnisse? Welche Tätigkeiten empfinde ich als erfüllend? Über diese Fragen kommt jede/r seinen inneren Reichtümern auf die Spur.


„Wenn wir ein Leben haben, das so reich ist an Zeit, Beziehungen Kreativität, Spiritualität und Kontakt mit der Natur“ (Vivian Dittmar), reich an wirklich Wesentlichem, heilen wir uns selbst und die Welt. Jede/r sollte genug haben zum Leben und niemand reich werden auf Kosten anderer. Übermäßiger Konsum ist eine Ersatzbefriedigung für innere Leere und macht nicht glücklich. Wer abgibt, etwas verschenkt, ist zufriedener. Während innerhalb eines Teams der größte Egoist am erfolgreichsten ist, erhöhen Kooperation und Teamgeist die Erfolgsaussichten aller.


Hören wir auf, am Rad zu drehen. Kultivieren wir echten Wohlstand, inneren Reichtum – individuell und kollektiv –, öffnen wir uns für nachhaltige, menschenwürdige Visionen, damit niemand in der Kälte stehen gelassen und unsere Welt besser wird.


Die eigene Zukunft strukturiert planen

Die eigene Zukunft planen? Das hört sich zunächst einmal toll und spannend an! Doch schnell stellt sich dann auch schon die Frage, wie macht man das eigentlich. Bezieht sich die Planung eher auf persönliche Ansprüche, oder geht es hier um finanzielle Aspekte, oder ist es eine Mischung aus allem? Nicht immer findet sich hier sofort eine Antwort.  Von me

Kryptowährungen sind in aller Munde, gehören sie also auch zur Zukunftsplanung und sollte man nun unbedingt ein Bitcoin Wallet erstellen? Oder ist diese Investition vielleicht viel zu riskant, weil es sich hier um einen extrem volatilen Markt handelt?

 

Ruhe bewahren und die wichtigsten Fragen zuerst beantworten

 

Als Allererstes muss man sich die Frage stellen, was man tatsächlich will. Und das ist auch schon die allergrößte und wichtigste Hürde. Denn hier geht es wirklich ausschließlich darum, was man selber will und keinesfalls darum, was die anderen von einem erwarten.

 

Um herauszufinden, wohin die persönliche Reise wirklich gehen soll, um eine echte Struktur in die Zukunftsplanung zu bringen, sollte man zunächst einmal ein paar elementare Fragen beantworten. Möchte ich ein Leben unabhängig von anderen leben? Wieso strebe ich Veränderungen an? Welche Veränderungen könnte man sofort umsetzen?

 

Diese und natürlich noch weitere Fragen helfen dabei, sich selber besser kennenzulernen. Fragen, die ganz besonders schwierig zu beantworten sind, sind vermutlich ganz wichtig. Schnell werden sich deutliche Bilder formen, die man dann konsequent umsetzen kann. Achtsamkeit üben für sich selbst ist in diesem Zusammenhang ein sehr wichtiger Aspekt.

 

Die Vergangenheit ruhen lassen

 

Die schlimmste Falle bei der strukturierten Planung der Zukunft lauert oftmals in der Vergangenheit. Viele Menschen konzentrieren sich mit voller Kraft auf die Vergangenheit und vor allem auf die Dinge, die negativ gelaufen sind. Das hindert extrem beim Träumen und Umsetzen der neuen Ziele. Hier stehen die Selbstzweifel im Weg und die Energie und die Motivation für die Zukunft gehen verloren. Vergangenes ist vergangen.

 

Was passiert ist, ist passiert, und nun fängt etwas Neues an. Letztlich können einem die Fehlschläge der Vergangenheit stark im Weg stehen. Man kann es auch anders sehen, dank dieser Fehler weiß man heute, wie man es nicht machen sollte.

 

Für finanzielle Absicherung sorgen

 

Wenn alle Hindernisse persönlicher Natur aus dem Weg geräumt sind und man inzwischen sehr genau weiß, wohin man möchte und welche Ziele man hat, dann geht es natürlich auch darum, dass man so schnell wie möglich schaut, dass sich das alles umsetzen lässt.

 

Die Zukunft strukturiert zu planen, bedeutet vor allem, für die finanzielle Absicherung zu sorgen. Am besten funktioniert das, indem man konsequent 20 % des Monatseinkommens spart. Hier fängt die strukturierte Zukunftsplanung an.

 

Zum einen ist man immer in der Lage, auf die vielen plötzlichen Eventualitäten im Leben zu reagieren, wie ein Autokauf, eine Autoreparatur oder eine defekte Waschmaschine, und zum anderen schafft man so auch gleichzeitig den Grundstein dafür, um einen Teil des Ersparten in gewinnbringende Anlagen zu investieren.

 

Im Idealfall, und das sollte das eigentliche Ziel sein, erwirtschaftet man so auf Dauer ein passives Einkommen. Das sorgt dann letztlich für finanzielle Freiheit. Je strukturierter man seine Zukunft plant, sowohl hinsichtlich der persönlichen Bedürfnisse als auch des finanziellen Erfolges, desto schöner wird die Zukunft aussehen.


Nichts ändert sich – außer: du änderst dich

Es ist so leicht gesagt – und besonders zum Jahreswechsel, aber auch bei Feststellung einer Erkrankung – "jetzt wird alles anders". Wie soll das gehen? Jahrelange Gewohnheiten sind fest in unseren Lebensalltag "eingraviert". Viele Dinge machen wir mechanisch und immer gleich.  Von Kristina König, HP, Bielefeld

Das fällt erst auf, wenn man es beobachtet. Am besten stellt man seine eingefahrenen Gewohnheiten fest, wenn es nervt, dass der Andere etwas vollkommen anders macht als man selbst und man dann korrigieren oder kritisieren möchte.

 

Irgendein Auslöser ruft bei uns den Wunsch nach Veränderung hervor. Oft ist es ein Strohfeuer. Manchmal stellen wir fest, dass unser Wunsch nach Veränderung für unsere Lebensart nicht einfach realisierbar ist. Aber manchmal ist es einfach zwingend notwendig, etwas zu ändern und manchmal muss es schnell und konsequent passieren.


Das Rad zurückdrehen ist oftmals nicht möglich, aber zu erkennen, etwas muss anders werden, heißt noch lange nicht, dass man weiß wie. Um etwas zu ändern, muss man einen Plan haben, d. h. ohne von der Existenz der Veränderungsnotwendigkeit zu wissen, kann und wird man nichts ändern.

 

Gehen wir einmal davon aus, Sie haben ein Missbefinden ... Ehe man nicht die Ursache kennt, kann praktisch nichts geändert werden. Ja, Sie können Schmerzen mit Schmerzmitteln "kappen". Solange die Ursache dafür bestehen bleibt, wird der Schmerz wiederkommen. Sobald Sie wissen, woher es kommt, können Sie sofort verändernd eingreifen.

 

Es gibt kein Heilverfahren, das heilt – der Körper kann sich nur selbst heilen. Das heißt, ohne die Ursache zu kennen, können wir nichts ändern ... und folgerichtig ändert sich auch nichts. Hört sich erst einmal paradox an, aber wenn Sie den Satz ein paar Mal gelesen haben, verstehen Sie: Nichts ändert sich – außer: du änderst dich.


Ärgern Sie Bekannte oder Nachbarn, sind Sie es, der sich ärgert. Mag es auch am Verhalten der Anderen liegen – aber den Ärger produzieren Sie in sich. Das kann man ändern, in dem man die Sicht auf etwas ändert und nicht für andere die eigenen Maßstäbe ansetzt.

 

Sind Sie krank, können nur Sie etwas ändern und das heißt nicht: Ich gehe zum Arzt, Heilpraktiker, Therapeuten, Psychologen, Physiotherapeuten, Osteopathen usw. ... der wird’s schon richten, und wenn es nicht klappt, dann ist der schuld. „Mein Therapeut kriegt’s einfach nicht mit mir geregelt ...“ Falsche Ansicht! Ich habe nicht verstanden, was er wollte ... oder ich habe die Ratschläge nur halbherzig oder gar nicht berücksichtigt.

 

Dies soll kein Freibrief für Therapeuten sein. Die sind da, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen an Sie weiterzugeben, um Ihnen Gehhilfen für Ihren Veränderungsweg an die Hand/Hände zu geben. Dazu können Hinweise auf Ernährungsumstellung, neue Bewegungsmuster, Seelenpflege, Sozialkontakte oder auch Ruhezeiten das Richtige sein. Oftmals gehören für den Start ins "Etwas ändern" evtl. auch Naturheilmittel, Therapien oder vollkommen andere Lebensmittel dazu. Ausprobieren müssen Sie es und das, was Ihnen gut tut weiterhin regelmäßig in die Tat umsetzen.

 

Dazu gehört manchmal auch, sich von Menschen fern zu halten, die einem nicht gut tun. Reduzieren Sie den Kontakt zu Dingen, die Sie nerven. Sie werden feststellen, es geht Ihnen nach einiger Zeit besser.

Verändere, was du ändern kannst – ertrage, was du (wirklich) nicht ändern kannst und lerne ab sofort das Eine vom Anderen zu unterscheiden.

 

Es ändert sich nur etwas, wenn du dich änderst.


Die Angst vor Entscheidungen: Wie man sie überwindet

Wer die Wahl hat, hat die Qual: Das blaue oder doch das rote T-Shirt? Nudeln oder Pizza? Zuhause auf der Couch bleiben oder auf die Geburtstagsparty gehen? Tatsächlich fallen einigen Menschen schon solch alltägliche Entscheidungen schwer. Und je gravierender die mit einer Entscheidung verbundenen (oder vermuteten) Veränderungen sind, desto mehr setzen sie sich unter Druck. Zu groß ist die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen.  Von mars

Auf den Bauch oder den Kopf hören?

 

In fast jeder Situation sind wir dazu gezwungen, eine Entscheidung zu treffen. Manchmal fällt das leichter, manchmal schwerer. Wer allerdings glaubt, dass andere sich von Natur aus „besser“ entscheiden können als man selbst, der täuscht sich – das ist zumindest die Ansicht des Psychologen Tobias Kalenscher: Jeder könne lernen, sich zu entscheiden. Wichtig sei aber, dass man dabei nicht unter Zeitdruck steht: Denn bei Stress werden die Hormone Cortisol und Noradrenalin ausgeschüttet, die Angstzustände begünstigen.

 

Da wir Argumente je nach Tagesverfassung, Stimmung und durch den Einfluss anderer Menschen unterschiedlich bewerten, rät Kalenscher, im Zweifel auf den Verstand zu hören und Entscheidungen erstmal zu überdenken, statt sie spontan und emotional zu treffen. Hilfreich seien auch klassische Pro- und Contra-Listen, um die verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen. So kann beispielsweise das Bauchgefühl bei einem neuen Job in einer anderen Stadt noch so gut sein – wenn man sich den Umzug und die Miete am neuen Wohnort nicht leisten kann, dann überwiegen die Nachteile.

Unnötiges Grübeln vermeiden

 

Außerdem müssen Entscheidungen nicht so endgültig sein, wie sie oft erscheinen: Wer sich etwa auf Probe von seinem Partner trennt, der kann nach einer Pause meist besser beurteilen, ob er sich damit besser fühlt, der Beziehung noch eine Chance zu geben oder sie zu beenden. Allerdings ist nach Kalenscher auch zu langes Grübeln hinderlich. Das sehen auch erfolgreiche Prominente so: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg etwa will in seinem Leben möglichst keine unwichtigen Entscheidungen treffen, sondern seine Energie stattdessen lieber dem sozialen Netzwerk widmen. Da selbst kleine Entscheidungen wie die Kleidungswahl Zeit kosten, trägt Zuckerberg nach eigener Aussage jeden Tag Kapuzenpullover und T-Shirts. Männer, die im Job einen Dresscode einhalten müssen und jeden Morgen Stunden vor dem Kleiderschrank verbringen, können sich demnach mit bügelfreien klassischen Business-Hemden aus hochwertigen Materialien und dezenten Farben Nerven und Zeit sparen und diese Energie wiederum in ihren beruflichen Erfolg stecken.

 

Zu lange über die Wahl des Hemdes oder der Schuhe nachzudenken, endet meist damit, dass man sich mit keiner Entscheidung wohlfühlt.

Mut zur Veränderung

 

Andauernd über verpasste Gelegenheiten zu sinnieren, führt letztlich nur zu einem Perfektionismus, der uns schadet – und zwar nicht nur seelisch, sondern auch körperlich. Das kann im schlimmsten Fall eine Decidophobie zur Folge haben, eine Angststörung, die sich in Symptomen wie Herzrasen, Kreislaufproblemen und Bauchschmerzen äußert. Damit es nicht so weit kommt, ist Mut zu Veränderung gefragt.

 

Dabei sollte man sich immer bewusst machen: Das Leben ist eine Abfolge von Entscheidungen und eine Fehlentscheidung beziehungsweise ein Neuanfang ist keine Katastrophe. Manchmal muss man den Sprung ins kalte Wasser wagen, um festzustellen, dass die Möglichkeit der Entscheidung letztlich auch Freiheit bedeutet.


Aufstellungen bringen verborgene Dynamiken ans Licht

Aufstellungen sollen seelische Verstrickungen und gegenseitige Abhängigkeiten in Systemen sichtbar machen. Sie werden auch Aufstellen, Systemisches Stellen, Systemische Aufstellung, Familienstellen oder Familienaufstellung genannt. Aufstellungen finden meistens in kleinen Gruppen statt, deren Teilnehmer nicht miteinander bekannt sind.  Von tg

Am Anfang steht das Problem, das ein Teilnehmer mithilfe der Aufstellung lösen möchte. Dazu wählt er eine oder mehrere Personen der Gruppe aus und stellt diese stellvertretend für einen oder mehrere Familienangehörige im Raum auf. Die "Stellvertreter" äußern spontan, was sie wahrnehmen und fühlen. Erstaunlicherweise lassen sich zum Ausdruck gebrachte Worte, Gefühle und Körperhaltung häufig dem oder den wirklichen Familienangehörigen zuordnen. Man nennt dieses – bislang nicht erklärbare – Phänomen "repräsentierende Wahrnehmung". So besteht die Möglichkeit, ungelöste und unbewusste Konflikte und Traumata im Familiensystem, die mitunter bereits über mehrere Generationen hinweg bestehen, aufzudecken und erfahrbar zu machen. Lösungen können direkt „erprobt“ und durchlebt werden – und heilsame Wirkung für den Einzelnen und das Familiengefüge entfalten.

 

Für Menschen, die Schwierigkeiten haben, in einer Gruppe über ihre Probleme zu sprechen, gibt es z. B. Aufstellungen mit dem Systembrett. Hierbei repräsentieren Holzfiguren das Familiensystem. Konflikte werden sichtbar und greifbar und innerhalb eines geschützten Rahmens im Gespräch mit dem Coach oder der Therapeutin neue Einsichten gewonnen.