Alles, was Odem hat, lebe ...

Aaaaaaaateeeeemmmmmmmmmm, wenn man die erste Silbe einatmet und die zweite Silbe ausatmet, dann kann man verstehen, wie Worte in unserer Sprache entstanden sind.  Von Kristina König, HP, Bielefeld

Vielleicht ist das eine völlig neue Sichtweise für Sie, aber es lohnt sich, einmal oder besser mehrmals nachzuspüren. Dann wird einem bewusst, was sonst ganz unbewusst geschieht. Achtet man nicht darauf, atmet es einen – das ist das, was uns am Leben erhält. Viel zu schade, wenn man es nicht ab und zu ganz bewusst geschehen lässt und den Fluss der Luft in den Körper fühlt, genießt und davon erfüllt wird. Als ich über das Thema nachdachte, fiel mir spontan ein alter Song der Hollies ein – der Text ist von Albert Hammond: „All I need is the air that I breathe“. Wenn man etwas Englisch kann, dann fällt einem auf, dass das Wort „breathe“ (gesprochen: „briiieees“) auch wieder so ein langes Ausatmen hervorruft. Es handelt sich zwar bei dem Song um ein Liebeslied, aber der Text „alles, was ich brauche ist die Luft, die ich atme“, ist so vielsagend wie viele andere Redensarten, z. B. „er/sie/es nimmt mir die Luft zum Atmen“ für Situationen, in denen man sich eingeengt fühlt. Atem – ein ungeachtetes Irgendwas von lebensnotwendiger Wichtigkeit – verdient es besonders gehütet und beachtet zu werden. Alles in uns ist von unserem Atem abhängig. Ohne zu essen lebt man eindeutig länger, als ohne zu atmen. Deshalb ist neben ordentlicher Ernährung das, was ich atme, noch wichtiger. Eines der wichtigsten Heilmittel der Natur ist die Versorgung aller Zellen mit reinem Sauerstoff. Den kann man am einfachsten draußen in klarer Luft zu sich nehmen. Das reicht bei einem gesunden Leben meist vollkommen aus. Bei anstehenden Krankheiten kann jedoch das erste Mittel der Wahl eine Behandlung mit reinem Sauerstoff sein, denn die Luft hat nur max. 25 % reinen Sauerstoff, von dem die Lungen wiederum nur 5 % aufnehmen. Das ist wenig, reicht aber für ein normales Leben aus. Viele Krankheiten, besonders die chronischen, schweren, sind meist Sauerstoffmangelerscheinungen der Zellen. So entstehen Krebszellen z. B. durch die Wandlung vom Sauerstoffstoffwechsel in Gärungsstoffwechsel. Manfred von Ardenne hat seinen Nobelpreis für die Erkenntnis bekommen, dass Gärungsstoffwechsel durch die Gabe von hochkonzentriertem Sauerstoff wieder rückgängig zu machen ist. Die alten Krebsärzte des letzten Jahrhunderts haben überwiegend mit dieser Erkenntnis gearbeitet und das recht erfolgreich. Auch heute noch ist die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie nach Ardenne, die Inhalation mit ionisiertem Sauerstoff, eine Königsdisziplin bei vielen chronischen Erkrankungen. Es stimmt ... „all I need is the air that I breathe ...“


Nachkriegsatmung

Als ich vor fast 20 Jahren damit anfing, ehrenamtliche Hospizhelferinnen auszubilden, stand ich vor einer Gruppe von sehr motivierten und gestandenen Frauen. Am 2. Tag begann ich mit einer Atemübung. Es herrschte betretenes Schweigen.  Von Antje Uffmann, HP (Psych.), Bielefeld

Schließlich sagte eine ehemalige Stationsschwester: „Frau Uffmann – zeigen Sie uns einfach etwas über Hospizarbeit. Atmen können wir schon.“ Was ein Gelächter auslöste und mich in Erklärungsnot brachte. Ich sagte schließlich: „Als kleine Kinder atmen wir noch voll und tief. Aber jedes Mal wenn wir Angst haben oder uns nicht ganz sicher fühlen, wird der Atem flacher. Warum? Der Körper ist wie ein Ofen – je mehr Luft reinkommt, umso größer ist das Feuer der Lebendigkeit. Wenn wir wenig atmen, spüren wir weniger. Weniger Angst und Schmerz – aber leider auch weniger Freude. Als Erwachsene sind wir dann längst ans sparsame Atmen gewöhnt. Das ist so wie in der Nachkriegszeit: mit möglichst wenig zurechtkommen. Und diese Zeit ist jetzt vorbei.“ Das konnten alle nachvollziehen und sie waren bereit für die Übung. Die „Nachkriegsatmung“ gehört seitdem zu meinem Erklärungsfundus. Sie verhindert das Spüren. Deshalb ist in den körperorientierten Therapien der Atem so wichtig. Mit jedem Einatmen schaffen wir Raum in uns. Auch in den spirituellen Lehren spielt der Atem eine zentrale Rolle. Der shivaitische Tantrismus lehrt, dass in jedem Atemzug die Totalität von Schöpfung und Leere liegt, das Ja zu allem, die Hingabe an alles. Jeder Atemzug findet in der Gegenwart statt – in diesem Moment – und so ist der Atem ein wunderbarer Lehrer für Präsenz und Wachheit im Augenblick. Von dort aus beginnt das spannende Abenteuer, mir selbst, den anderen Menschen und der Welt auf eine neue Weise zu begegnen: staunend, mit Offenheit und innerer Kraft. Bewegung und Entspannung unterstützt dabei, den Atemraum auszudehnen und neue Erfahrungen zu machen: mit Nähe und Begegnung, mit tiefer Stille und Raum.


Schnarchen – das verkannte Gesundheitsrisiko

Schnarchen wird oft belächelt, aber oft führt es auch zu massiven Beeinträchtigungen in der eigenen Gesundheit und der des Partners. Rund 30% aller Erwachsenen sind betroffen. Mit zunehmendem Alter schnarchen sogar 60% der Männer und 40% der Frauen. Doch es gibt eine Therapiemöglichkeit aus der Naturheilkunde.  Von Andreas Hegemann, HP, Bielefeld

Die Lautstärke des Schnarchgeräusches reicht vom leisen Schnorcheln von 20 Dezibel, was einem Laubrauschen nahe kommt, bis hin zu einer Geräuschentwicklung von über 90 Dezibel, was dem Lärm einer starkbefahrenen Autobahn entspricht. Beim Schnarchenden liegt generell eine Blockade der Atemwege vor, meist schwingt das erschlaffte Gaumensegel im Sog der Atemluft. Es kann aber auch der hintere Bereich der Zunge in den Rachen zurückfallen. Nicht nur der Schnarcher selbst ist betroffen, sondern auch sein Partner im Schlafzimmer. Infolge des Schnarchens mit dem Risiko von Atemaussetzern (Apnoe) kann es zu erheblicher Leistungsbeeinträchtigung, Tagesmüdigkeit oder zu Unfällen durch Sekundenschlaf und sogar zu organischen Symptomen kommen. Alkoholkonsum oder die Einnahme bestimmter Medikamente fördern zusätzlich die Erschlaffung des Gaumensegels. Außerdem nimmt das Schnarchen im Alter zu, weil bei älteren Menschen die Spannung der Halsmuskulatur nachlässt.
Häufig werden dem Patienten Hilfsmittel zur Schnarchreduktion an die Hand gegeben, die dann nachts getragen werden müssen, wie zum Beispiel individuell angepasste Bissschienen oder spezielle Gesichtsmasken, die für eine Verbesserung der Atmung sorgen. Eine oft verkannte Ursache ist eine Fehlstellung der Schädelknochen um nur Millimeterbruchteile. Durch diese Fehlstellung der Schädelknochen wird die Spannung der Muskulatur u. a. im Mund-Rachenraum verändert. In Folge rutscht die durch den Schlaf entspannte Muskulatur des weichen Gaumens und der Zunge in den Rachen. So kommt es zu einer Einengung der Luftwege und es entsteht das typische Schnarchgeräusch. Hier setzt die von Heilpraktiker Andreas Hegemann entwickelte Behandlung an. Durch spezielle sanfte manuelle Grifftechniken in Kombination mit Akupunktur werden die Fehlstellungen der Schädelknochen und die muskulären Erschlaffungen des Rachens angegangen. Die genutzten Akupunkturpunkte liegen an Armen und Beinen. Oft reichen wenige Sitzungen aus, diese Fehlstellungen zu beseitigen. Die durchgeführte Studie hat gezeigt, dass nicht nur das Schnarchen und die nächtliche Erholung sich oft verbessert haben, meist konnten auch andere Befindlichkeitsstörungen auf körperlicher, emotionaler und seelischer Ebene positiv beeinflusst werden.


Elliot, Rose: Every Breath You Take

"Wir kommen alle mit dem idealen Achtsamkeits-Instrument zur Welt. mehr

Atem ist Bewegung, Fließen, Strömen ...

... und immer wieder Loslassen. Wir können es an uns selbst beobachten, wie selten wir den Atemraum unseres Körpers ganz ausfüllen. Oft bleibt der Atem flach, seltsam „leblos“. Doch Leben in seiner ganzen Fülle bedeutet, das Leben wirklich zu nehmen, es im besten Sinne in sich hineinzunehmen und wieder herauszulassen.  Von Gundula Adler

Aus der Fülle des Seins schöpfen und spüren, ja, da ist Lebendigkeit, Fülle und Freude! Hand aufs Herz: Was haben wir denn, wenn nicht das JETZT? Gestern ist vorbei, morgen noch nicht hier. Wir sind jetzt in diesem Augenblick und haben die Wahl, ganz zu leben.

 

Im meditativen Zustand gelingt es uns eher, in die Stille und Aufmerksamkeit für uns selbst zu gehen und unseren Lebensatem achtsam wahrzunehmen. Der selbstverständliche und unbewusste Vorgang des Atmens darf zu einem ganz bewussten Akt des Raumnehmens werden. Hier kann Verwandlung geschehen im bewussten Gewahrsein des gegenwärtigen Augenblicks.

 

In vielen Traditionen finden wir den Atem als die zentrale Instanz, die uns in unsere Mitte zu bringen vermag. Uns in die Lebenskraft des Atems voll hineinzugeben, ist im Rahmen von Meditationen oft eine verblüffend klärende und herzöffnende Erfahrung, kommen wir doch dadurch in Kontakt mit dem, was nicht sichtbar ist.

 

Wenden wir uns der Meditation zu, so lernen wir, in Achtsamkeit zu sein für den jetzigen Moment und unsere körperlichen, seelischen und geistigen Binnenbewegungen. Bringen wir uns über den Atem mit unserem inneren Selbst in liebevollen Kontakt, so nehmen wir uns an als die, die wir zutiefst in unserer Menschlichkeit sind.

 

Mit dem bewussten Einatmen öffnen und weiten wir uns, wagen das Leben neu, frisches unverbrauchtes Leben, Klarheit für den Geist und Reinheit für den Körper, die volle Lebenskraft und Fülle des Daseins. Im Ausatmen hingegen findet ein Prozess des Loslassens statt, der es uns ermöglicht, uns von Ängsten und alten Erfahrungen zu befreien und gleichsam energetische Schlacken physischer und psychischer Natur herauszulösen. Wir dürfen gehen lassen, was nicht mehr zu uns gehört.

 

In der Meditation mit dem Atem zu arbeiten, ist ein intensiver Reinigungsprozess auf der körperlichen, emotionalen und spirituellen Ebene. Das kann uns helfen, zu mehr körperlichem Wohlbefinden, emotionaler Ausgeglichenheit und innerem Wachstum zu gelangen, und wir bleiben auch im Alltag wach und präsent.

 

Bewegte und stille Meditationen bieten hier eine Möglichkeit, sich bewusst mit dem Atem zu verbinden und die wohltuenden Wirkungen zu erfahren. Öffnen wir uns einer neuen Erfahrung, indem wir einfach mal etwas ganz anderes tun als wir gewohnt sind, so erfrischt dies Körper, Geist und Seele und wir bleiben jung und vital. Sich auf diese Prozesse in den verschiedenen Meditationsformen einzulassen, öffnet innere Räume und wir erfahren uns neu.


Atem als Instrument der Heilung

Indem ich meine ganze Aufmerksamkeit auf meinen Atem richte – und ihn sanft geschehen lasse – bereite ich den Boden für meine Heilung.  Von Ingrid Satischa Straube, HP (Psych.), Dipl. Sozialarbeiterin

Ich beobachte das Ein und Aus des Atems, der mich zuverlässig im Leben begleitet:

 

o Mein Atem, der einfach geschieht

 

o Atem, der mich mit der Kraft der Erde und des Universums verbindet.

 

o Atem, der mich hierher bringt in diesen Moment.

 

o Mein Atem, der mich an das Jetzt und Hier erinnert.

 

o Atem, der mir hilft, nach innen zu gehen und alle Gefühle (auch Wut, Angst und Schmerz) willkommen zu heißen.

 

o Mein Atem, der mir hilft, den ständig plappernden Verstand zu ignorieren.

 

o Atem, als ein feines Instrument, das mich in die Stille führt, aus der alles Schöne, alle Weisheit und Kreativität geboren wird.

 

o Atem, der mich aus den Gedanken ins Herz trägt, wo der Frieden in uns allen wohnt.

 

o Atem, der mich ganz leicht in meine Mitte bringt, wo all die Liebe ist, die ich ersehne.

 

o Mein Atem, der mich trägt in jedem Moment, so dass ich einfach in meinem Herzensraum sein kann – hier und jetzt.

 

Indem ich meine Aufmerksamkeit dem Atem gebe, lasse ich alle Geschichten darüber fallen, wer ich bin und wie ich sein sollte, um da zu sein, wohin mein Herz sich sehnt – zu Hause in der Wahrheit.

 

In der Mitte dieser Stille des Augenblicks wartet Gott immer mit offenen Armen auf mich mit all seiner bedingungslosen Liebe. Hier entdecke ich, wer ich schon immer war und dass ich ganz so sein kann, wie ich bin. Ich entdecke, dass hier nichts fehlt und dass Liebe, Freude und Frieden meine wahre Natur sind.

 

Indem ich immer wieder anhalte, um in dieser Liebe zu entspannen, geschieht Heilung auf allen Ebenen meines Seins – innen und außen.

 

Spürst du auch diese Sehnsucht in dir, „nach Hause“ zu kommen in diesen unendlichen Frieden, der wirklich immer verfügbar ist – Frieden, der nicht kommt und geht, wie all unsere Emotionen und die Dinge der Welt? Diese Sehnsucht ist ganz wunderbar, denn sie wird dich mit Hilfe des Atems in deine Mitte führen, in dein wahres Sein.

 

Der Atem als Instrument der Heilung und des Erwachens begleitet uns in der Meditation, im Satsang, in der Eutonie, bei Reikibehandlungen, in Gesprächen und letztendlich in jedem Moment unseres Alltags.


Die direkteste Verbindung mit dem Leben

Atem ist Leben. Der Atem schenkt uns Leben. Atem ist mit der Seele verbunden. Man kann ihn fühlen, spüren, hören, beobachten und ihn sehen.  Von Aurora Wolf, Sängerin, Craniosacrale Osteopathin, Bewegungstherapeutin, Heilerin

Er ist untrennbar mit dem Klang unserer Stimme verbunden, er trägt Emotionen und Gedanken. Er ist leise, er trägt alles, auch die uns innewohnende, schöpferische Kraft.

 

Ich nehme über ihn auf und äußere mich über oder mit ihm/gebe etwas weg.

 

Der Atem ist ein Leitfaden, ein Indikator, Spiegel der Seele für uns selbst. Wir können über ihn lernen zu reflektieren, uns zu erweitern und können Einfluss nehmen auf die Gestaltung unseres Lebens.

 

Sind wir mit dem Atem in Ruhe, in Balance, ist Stress ausgeschlossen.

Jeder kennt ihn: „… wenn die Nase verstopft ist, wenn man nicht genug Luft bekommt, wenn es schlecht oder gut riecht“. Da gibt die Ausdrücke wie „vor Wut schnauben“, „da stockt mir der Atem“ oder „man hält die Luft an“. Jeder kennt Stellen am Körper wo „der Atem nicht hinkommt.“

 

Atem ist in der Stille erlebbar, in Bewegung und Tanz, verknüpft auch mit Emotionen und Gedanken.

 

SängerInnen müssen einen großen Bezug und ein Gespür haben, mit dem Atem zu sein.

 

Fernöstliche Praktiken weisen einen Weg zu sich selbst, zu Bewusstheit und Lebenskraft, mit dem Atem über die Beobachtung und die Atemkontrolle.

 

Eine Herausforderung ist es allerdings, ohne den Atem zu kontrollieren doch die „Kontrolle“ des Atems zu haben, um spielerisch Leistungen zu erleben und auch maximale Leistung zu erleben bei geringstem Aufwand.

 

Der Atem ist eine Möglichkeit, den Anderen zu erreichen. Ihn auch ohne Worte zu erreichen, ihn zu unterstützen oder ihm zu helfen. Über den Atem kann ich in Kontakt treten zum Anderen, zu Mensch und Tier.

 

Ein gelernter Therapeut/Behandler kann über seine Hände den Atem begleiten und kann Impulse setzen oder über verschiedenste Massageformen/Cranios, Osteopathie u. ä. Körperregionen wieder mehr beleben, ihm eine Erweiterung von sich selbst anbieten.

 

Mit der Stimme zusammen ist er Teil eines untrennbaren Duos, in dem Stimme und Atem Partner sind, die sich gegenseitig, in ihren Aufgaben und in ihrer Weise zu sein, tragen.

 

Gibt es so etwas wie „richtig atmen“?

 

Ich frage dann auch: “Was ist für Sie/Dich tief einatmen?“ Hier ergeben sich oft schon Unterschiede: Was ist jetzt richtig?

 

Als Sängerin könnte ich da nur sagen … nichts von beidem und doch ist dies richtig und das auch.

 

Ganz im Atem sein, ganz in seiner lebendigen Präsenz sein und in der Ruhe, ist eher ein Zustand, der dies oder jenes bewirkt, der sich aus der Qualität des Atems ergibt und ein Ergebnis ist, auch abhängig von dem was wir wollen, was wir geistig hineingegeben haben.

 

Atem kann den ganzen Körper durchpulsen, durchfließen bis in die kleinste Zelle.

 

Gerne spreche ich von Durchlässigkeit. So wie ich den Körper in jeder Zelle wahrnehmen kann, sowie ich Schattierungen des Atems und seiner Impulse spüre, so bin ich als Mensch vom Leben durchflossen und bin gesund und stark. Ich fühle mich weit und fließend, in Ruhe und voll Tatkraft, durchpulst von lebendiger Energie.

 

Der Atem ist meist ein leiser Geselle … und vielleicht bekommt er deswegen oft nicht genug von unserer Zuwendung. Er verdient unsere Würdigung, der Körper dankt es.


Nähe braucht Distanz

Einatmen braucht Ausatmen. Empfangen braucht Loslassen. Fülle braucht Leere. Nähe braucht Distanz.  Von Vandan Ulf Münkemüller, HP (Psych.), Bielefeld

Aus unserem inneren Mangel heraus, unserem Verletzt- und Verlassensein haben wir jedoch die Tendenz, in unseren Liebesbeziehungen eine symbiotische Nähe zu suchen, eine Nähe die keine Distanz, kein Pulsieren erlaubt ...

 

... eine Nähe, die ein kleines Baby im günstigsten Fall mit seiner Mutter erlebt ...

 

Eine erwachsene Beziehung jedoch will pulsieren, muss pulsieren, um lebendig zu bleiben ...

 

... denn alles was lebendig ist pulsiert, jede Zelle, jedes Herz, das ganze Universum ...

 

Wenn wir festhalten statt loszulassen, pressen wir das Leben aus dem Leben  und die Liebe aus unseren Beziehungen ...

 

denn:

 

Einatmen braucht Ausatmen.


Empfangen braucht Loslassen.


Fülle braucht Leere und Nähe braucht Distanz.  

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Im Augenblick der Ruhe

Den Einatem kommen lassen, den Ausatem gehen lassen, sich tragen lassen in die Atempause und warten, bis ein neuer Zyklus beginnt. Im achtsamen Spüren dieses Dreiertaktes vollzieht sich das Wunder des Augenblicks und damit des Lebens.  Von Anna-Maria Lösche, Weiblichkeits- und Tanzpädagogin, Fachreferentin für ganzheitliche Frauengesundheit, Dozentin, Therapeutic Touch Practitioner, Wunstorf

Es ist nicht nur einfach das Beobachten von Einatmen und Ausatmen, das zur Beruhigung von Gedanken und Gefühlen beiträgt, sondern hier ist es besonders die Atempause zwischen zwei Atemzügen. Gönn‘ dir eine Atempause. Sie entsteht nach und nach von selbst, wenn wir uns vertrauensvoll mit dem Ausatem in unsere Tiefe tragen lassen und den Übergang in die natürliche Atemruhe nicht verpassen.

 

Hier hilft das Fühlen. Atmen ist ein körperlicher, sinnlicher Vorgang. Wir sitzen nicht im elfenbeinernen Turm und beobachten allein von unserem Geist aus das Geschehen. Wir suchen tastend auf den Flügeln unseres Atems unsere inneren Räume auf. Wo spüre ich Ein, Aus und Ruhen besonders gut? Im Brustkorb, im Bauch, mehr links oder rechts? Fühle ich das Weitwerden, Zusammenziehen und Ruhen meiner Leibwände? Jeder Atemzug verankert mich in meinem ganzen Sein und im Rhythmus des Lebens: Dem Aufblühen und Reifen von Frühling und Sommer folgt das Loslassen des Herbstes und die Stille der Winterruhe. Hier nun ist Brachzeit, nichts geschieht, warten, bis dass ein neuer Zyklus beginnen möchte. Dieser Impuls geschieht von selbst, in der Natur genau so wie in uns Menschen. Wir müssen nicht Luft holen! Wir haben nur verlernt zu warten, wir hetzen durch unseren Alltag und unsere Freizeit. Und das spiegelt sich dann auch im Atemgeschehen, in unserem Atem. Der Weg aus dieser „Kurzatmigkeit“ geht nicht über Atemübungen, wo wir einem bestimmten Muster zu folgen haben.

Wir halten inne. Ohne uns zu bewerten spüren wir achtsam in unsere Atembewegung hinein. Die Entdeckung der tiefen Entspannung in der Atempause folgt dem sinnlichen Zulassen von Ein- und Ausatembewegung. Immer weniger machen, immer mehr geschehen lassen. So wird das weibliche Feld für den Fluss unseres ureigenen Atems bestellt. In der Stille der Atemruhe dehnt sich die Zeit ins „Ewige“ hinein, nicht als ein Gedanke oder eine Vorstellung, sondern ganz lebendig, erfrischend, immer jung und neu – in uns.