Tschechien
Bei herbstlichem Sonnenschein besonders idyllisch: der Wiesen- und Waldwanderweg rund um das Königsfilz
Mittelpunkt der Kuranlagen ist die Singende Fontäne vor der neubarocken Hauptkolonnade
Burgruine Velhartice: Gotische Brücke mit Wehrturm und Huerta-Schlossflügel
Zusammen mit dem Nationalpark Bayerischer Wald bildet der tschechische Nationalpark Šumava, der an Deutschland und Österreich grenzt, das größte zusammenhängende mitteleuropäische Waldgebiet. Das Rauschen des Windes in den Wäldern gab dem 1991 gegründeten Nationalpark, hierzulande besser bekannt als Böhmerwald, seinen Namen. Von tg
Unmittelbar nachdem man die Grenze passiert hat, entfaltet die Šumava ihre besondere, ursprüngliche Ausstrahlung – ernst und lieblich zugleich, erdig, aber auch luftig, kahl und üppig, dunkel und hell flirrend bietet sie sich dar. Abwechslung und Gegensätze prägen so auch die Wanderungen durch eines der ältesten Gebirge Europas, in dem Luchs, Elch, Otter, Schreiadler, Auerhahn und Flussperlmuschel zu Hause sind.
Der sagenumwobene Plöckensteinsee liegt unterhalb des Plöckensteins, Tchechiens höchstem Böhmerwaldgipfel (1378 m), und gehört zu den am meisten aufgesuchten Plätzen in der Šumava. Der Böhmerwalddichter Adalbert Stifter, dessen Geburtshaus in Horni Plana, am Moldaustausee, zu besichtigen ist, beschrieb ihn voller Ehrfurcht: "... so ruht das Wasser unbeweglich, und der Wald und die grauen Felsen, und der Himmel schauen aus seiner Tiefe heraus, wie aus einem ungeheuern schwarzen Glasspiegel." Die Fichten an der Heidenwand, die sich 200 Meter hoch über den See erhebt, bezeugen das zerstörerische Werk des Borkenkäfers, sind farblos und starr. Dieses Bild gehört zu großen Teilen des Nationalparks und ist so manchem ein Dorn im Auge – doch die Erfahrung hat gezeigt, dass dort, wo der Mensch die natürlichen Prozesse der Natur walten lässt, schon bald der sterbende Wald zu neuem, vielfältigem Leben erwacht.
Auf einem mächtigen Massiv liegt eines der ältestesten Urwaldreservate Mitteleuropas. Der Kubany-Urwald, in der Nähe von Záton, ist zwar durch einen Holzzaun geschützt und kann weder von Mensch noch (großem) Tier betreten werden, doch ergeben sich während der Wanderung immer wieder beeindruckende Einblicke in das wild-natürliche Areal.
Die Wege sind übrigens, wie fast überall, häufig fahrradfähig und gut markiert. Teilstrecken führen jedoch über schmale, steinige Pfade und Wurzelwerk und erfordern feste Schuhe.
Eine Möglichkeit, in die Kernzone "einzudringen", ergibt sich bei der leichten, ca. 10 km langen Tour, die von Štozec aus zur im Wald gelegenen Tussetkapelle und wieder zurück entlang der Kalten Moldau führt.
Bei Sonnenschein besonders schön: Die idyllische Wiesen- und Waldwanderung rund um das Königsfilz. Start- und Endpunkt ist der Parkplatz etwas außerhalb von Borová Lada. Von hieraus erreicht man in Kürze einen Bohlenweg, der zum größten Moorsee Tschechiens führt. Am Rand des Naturschutzgebiets geht es auf für den öffentlichen Verkehr gesperrten Straßen und Wegen weiter, durch auf moorigem Grund wachsende Talwiesen. Die Vegetation ist geprägt von Birken und Gräsern, dazwischen vereinzelt Kiefer, Tanne, Buche und Bergahorn. Nach Überqueren eines Bachs führt die Strecke hinauf zu einer Bergwiese mit Alpenblick. Bis zum Ausgangspunkt sind es noch etwa vier Kilometer bergab.
Die Šumava prägt sich tief ein, auf einer der oben beschriebenen (oder einer anderen) Wanderung: ernst und lieblich, erdig, luftig, kahl und üppig, dunkel und hell flirrend. Wer einmal diese unglaubliche Stille vernommen hat – und das Rauschen des Windes in den endlos scheinenden Wäldern –, kommt gern wieder.
Der bekannte tschechische Kurort am Fuße des Kaiserwalds liegt idyllisch im westböhmischen Bäderdreieck und ist nur einen Katzensprung von der deutschen Grenze entfernt. Von tg
Es sind 40, auf einem relativ kleinen Gebiet entspringende Heilquellen – z. B. Kreuzquelle, Ambrosiusquelle oder Marienquelle, der das etwa 13000 Einwohner zählende Städtchen seinen Namen verdankt –, die eine über zweihundertjährige Kur- und Gesundheitstradition begründet haben. So zog es viele berühmte Persönlichkeiten zur Behandlung nach Marienbad: Kaiser Franz Josef I., König Edward VII., Bruckner, Mahler, Chopin, Freud, Nietzsche, Kafka und Goethe.
An das goldene Zeitalter Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erinnern prächtige historische Gebäude. Mittelpunkt der Kuranlagen ist die Singende Fontäne. Sie lässt vom Frühjahr bis zum
Herbst täglich zu jeder ungeraden Stunde moderne und klassische Musik erklingen, am Abend mit Illumination. Das Ganze vor der neubarocken Hauptkolonnade, deren beeindruckende gusseiserne
Dachkonstruktion sich mit Deckenfresken schmückt, und in der es kleine Geschäfte und ab und zu ein Promenadenkonzert gibt. Große Kultur verspricht das Chopin-Festival (dritte Augustwoche) im
Casino und im Stadttheater. Wer mehr über die Geschichte Marienbads erfahren möchte, besucht das Stadtmuseum, ehemals die Pension „Zur Goldenen Traube“, in der Goethe im Jahre 1823 nächtigte.
Marienbad ist ein wenig luxoriös, aber beschaulich. Und grün. Durch den Kurpark flanieren, den Blick vom Panorama-Aussichtsturm auf dem Hügel Hamelika in die Ferne schweifen lassen, entlang der Metternich-Route die Bärenquelle im Wald entdecken und zurück in der City auf dem „Weg der Schriftsteller“ ein literarisches Quiz lösen: so lässt sich Müßigang mit Bildung und heilsamer Bewegung an der frischen Luft verbinden. Und abseits des herausgeputzten Zentrums bieten Lost Places maroden Charme und interessante Fotomotive.
Heutzutage werden die Heilangebote durch Wellness-, Fitness-, Beauty-, Relax- und Antistressprogramme ergänzt. Wer will und kann, der golft, spielt Tennis, geht schwimmen, saunieren, fährt Ski, radelt zum bei Teplá liegenden Kloster.
Marienbad ist auch ohne Kuraufenthalt sehenswert. An einem verlängerten Wochenende oder als kleiner Abzweig und Zwischenstopp bei der Urlaubsfahrt Richtung Bayern und Österreich.
Eine empfehlenswerte Unterkunft mit schönen Zimmern, romatischem Glaspavillon und gutem Essen ist das kleine, ruhig gelegene und familiäre Boutique Hotel Swisshouse.
Nicht weit entfernt von der deutsch-tschechischen Grenze warten schöne Schlösser, Burgen und Burgruinen – wie man sie in Tschechien vielerorts bewundern kann – auf ihre Entdeckung. Von tg
Schlösser, Burgen und was von ihnen übrig geblieben ist, nachdem sie zerstört wurden oder verfielen, üben einen magischen Reiz auf uns aus. Häufig thronen sie auf Bergkuppen oder mächtigen Felsen, ragen über malerischen Landschaften in den Himmel empor und spähen hoheitsvoll in die Ferne. Dereinst als mittelalterliche Wohn- und Wehrbauten errichtet und Ausdruck von Reichtum und Macht, lassen sie uns heutzutage ehrfürchtig staunen, beflügeln unsere Fantasie, dienen als Kulisse von Ritter- und Märchenfilmen.
In Tschechien gibt es gut erhaltene, imposante und beliebte Festungsbauten wie die Prager Burg, Schloss Hluboká nad Vltavou oder Burg und Schloss von Český Krumlov. Wer ausgetretene touristische
Pfade und Gedränge meiden möchte, macht eine Rundtour mit dem Auto zu Westböhmens Burg- und Schlossanlagen. Ausgangs- und Endpunkt ist der Grenzübergang in Bayerisch Eisenstein. Von hier aus geht
es rund 130 km über wenig befahrene Landstraßen entlang von Wiesen, Feldern, sanften Hügeln und durch kleine Ortschaften zu drei lohnenden Ausflugszielen.
Fährt man im Uhrzeigersinn, ist das erste Klenová, eine gotische Burgruine aus dem 13. Jahrhundert, die später erweitert wurde um ein neugotisches Schloss, das mit Führung besichtigt werden kann
und wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Künstler zeigt. Wunderbarer Ausblick auf den Böhmerwald, nettes Café auf der Burgmauer!
Die Burgruine Velhartice auf einem Felssporn in 615 Metern Höhe sticht durch eine in dieser Dimension in Europa einzigartige gotische Brücke hervor. Der strahlend weiße Huerta-Schlossflügel im
Renaissancestil dient als Museum. Ein 6 km langer Wanderweg führt durch ein Naturschutzgebiet mit Wald rund um die Burg herum.
Letztes Ziel: die größte Burgruine Böhmens – Rabi. Auf einem Kalkfelsen über dem gleichnamigen 350-Seelen-Dorf und dem Fluss Otava gelegen, ist das geschützte Nationaldenkmal ein schöner
Abschluss der kleinen Burgen-Tour in Westböhmen.