Roman
Unterhaltung
Von tg
„Er „Und Du. Wer bist Du? Wer ist es, für den ich schreibe? Bist Du ein Reisender, der Gezeiten überlistete und eingestürzte Fußböden überquerte und verfallene Treppen überwand, um diese Säle zu erreichen? Oder bist Du jemand, der meine eigenen Säle bewohnt, wenn ich schon längst tot bin?“
Ein grenzenloses, labyrinthartiges Gebäude, das aus drei Ebenen besteht, ist Die Welt von „Piranesi“. Eine Welt, in dem es außer ihm – und dreizehn skelettierten Verstorbenen – nur einen weiteren
lebenden Menschen gibt, Den Anderen. Piranesi ist entschlossen, so viel von Der Welt zu erforschen, wie ihm zu Lebzeiten möglich ist, um sein Wissen für einen imaginären Sechzehnten Menschen zu
erhalten. Er führt Tagebuch, erstellt ein Verzeichnis aller Statuen Des Hauses und eine Gezeitentabelle, denn ab und zu überflutet Das Meer die Säle. Er geht fischen, spricht mit den
Vögeln, sammelt Tang und trifft sich dienstags und freitags mit Dem Anderen. Er ist zufrieden, denn „Die Schönheit Des Hauses ist unermesslich, seine Güte grenzenlos“.
Eines Tages gerät Piranesis Welt aus den Fugen: Der Andere warnt ihn vor dem Erscheinen von „16“, dem Sechzehnten Menschen. Dieser wolle die Vernunft zerstören und könne ihn wahnsinnig machen.
Doch 16 will Piranesi „nach Hause bringen“. Und der weiß nicht mehr, was und wem er glauben soll, wer Freund, wer Feind, wer er selbst in Wirklichkeit ist und ob es eine Wahrheit jenseits Des
Hauses gibt.
Ein fantastischer Roman voller Magie und Poesie, der einen von Anfang an in seinen Bann zieht und am Ende ein wenig nachdenklich, melancholisch und glücklich wieder in die Realität
entlässt.
„Piranesi“ von Susanna Clarke, Blessing Verlag, 272 Seiten.
Unterhaltung
Von tg
„Ich musste diese Maschine verstehen. Eine Eigenheit war mir bereits aufgefallen. Sah Adam sich vor eine Wahl gestellt, erstarrte sein Gesicht für einen Moment, so kurz, dass er nur geringfügig über der Wahrnehmungsschwelle lag. Genau wie jetzt, kaum mehr als ein Flirren, aber ich sah es. Abertausend Möglichkeiten wurden gegeneinander abgewägt und bekamen einen Wert, eine Nutzerfunktion und eine moralische Gewichtung zugeordnet.“
Lebenskünstler Charlie ist Anfang dreißig, mit der Studentin Miranda liiert und hat sich von seinem Erbe einen der ersten wirklich funktionierenden künstlichen Menschen mit überzeugender Intelligenz und lebensechter Motorik gekauft, einen denkenden Gefährten und „intellektuellen Sparringspartner“. „Adam“, anfangs noch ein steuerbarer Androide, entwickelt rasch ein Eigenleben. „Er“ hat Zugang zu allem Wissen der Welt, zieht eigene Schlüsse und handelt autonom. Mehr noch, Adam entwickelt Gefühle, verliebt sich in Miranda und hat sogar Sex mit ihr. Kein Wunder, dass Charlies kleine Welt gehörig auf den Kopf gestellt wird. Und dann ist da noch ein dunkles Geheimnis in Mirandas Vergangenheit, auf das Adam ihn in betrübtem Ton hinweist: „Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sie eine Lügnerin ist. Eine systematische, böswillige Lügnerin.“
Ian McEwan lässt seine eindringliche und scharfsinnige Geschichte über das hochaktuelle Thema KI im „Herbst“ des zwanzigsten Jahrhunderts spielen. Als Leser*in ertappt man sich selbst
zunehmend dabei, Adam gegenüber Sympathie zu entwickeln, ihn nicht mehr als Roboter wahrzunehmen, sondern als menschliches bzw. menschenähnliches Wesen mit Bewusstsein, starkem Willen,
Empathie und rationalen Moralvorstellungen. Die Auswirkungen künstlicher Intelligenz werden hier im Kleinen dargestellt, sie kommt auf leisen Füßen ins Haus, mischt sich in Beziehungen
ein, nimmt Einfluss auf das individuelle Schicksal und wirft neue Fragen auf. Das macht der britische Bestseller-Autor inhaltlich und stilistisch sehr, sehr geschickt. Chapeau!
„Maschinen wie ich“ von Ian McEwan, Diogenes Verlag, 408 Seiten.
Unterhaltung
Von tg
„Barry weinte alle paar Wochen, um seinen Sohn, sein scheiterndes Unternehmen, seine toten Eltern, die Tatsache, dass er eigentlich nicht wusste, wer er war.“
Das Leben von Finanztitan Barry Cohen liegt in Scherben: Sheema, seine junge, kluge und schöne Frau, liebt und versteht ihn nicht mehr, spricht ihm gar jegliche Fantasie ab. Die ungelenken
Versuche, Kontakt zu seinem dreijährigen autistischen Sohn herzustellen, scheitern allesamt kläglich. Zudem sind ihm FBI und US-Börsenaufsicht auf den Fersen.
In den frühen Morgenstunden taumelt Barry betrunken und mit geschundener Seele in einen Greyhound-Bus, um sich mit nichts als seinen sündhaft teuren Designer-Uhren im Gepäck durch sein Amerika zu kämpfen. Das echte Amerika, kurz vor der Trump-Wahl. Auf der Suche nach dem unbeschwerten Studenten, der er einmal war, auf dem Weg zu seiner College-Liebe Layla macht Barry – mal wankelmütig und selbstmitleidig, mal wild entschlossen und liebevoll bemüht – kuriose und ermutigende Erfahrungen. Doch die Fehlschläge sind vorprogrammiert, denn Barry schafft es nicht, aus seinen alten Denkmustern auszubrechen.
Und so schwankt man als Leser zwischen Abneigung gegen den skrupellosen, sich selbst überschätzenden Hedgefonds-Manager und Mitgefühl für den verletzlichen, nach
wahrem Glück suchenden Menschen. Der letztendlich seinen inneren Frieden findet.
Barry Cohens Tour de Force ist ein mitreißendes Lesevergnügen, glänzend erzählt, intelligent, humorvoll und berührend.
„Willkommen in Lake Success“ von Gary Shteyngart, Penguin Verlag, 430 Seiten.
Thriller
Von tg
„Mit zunehmendem Wissen wächst seine Intelligenz rasend schnell und exponentiell. Die Raupe, wie Elmar das Gebilde im Berg nennt, beginnt sich selbst zu füttern und immer komplexere Schlüsse zu ziehen. Was die Frage aufwirft, wie man den Computer künftig kontrollieren soll.“
Ein kleines Nest in der Sierra Nevada, Kalifornien. In einer Schlucht „schwebt“ eine tote Frau, ein „gefallener Engel“. In ihrem Firmenwagen liegt ein USB-Stick, auf dem sich verwirrende Aufnahmen befinden: „Ein Raum mit einer Brücke darin – bis an die Zähne bewaffnete Männer, nachtschwarze Kästen, in denen es pulsiert, Schattenhaftes sein Interesse auf die Außenwelt richtet ...“.
Die Mordermittlungen führen Undersheriff Luther Opoku zum Hightech-Riesen Nordvisk Incorporated aus Palo Alto, der versteckt in den Wäldern tief unter der Erde
eine Forschunganlage betreibt. Das Flaggschiff des Konzerns ist A.R.E.S., ein eigenständig (und zunehmend eigenwillig) Forschungsprogramme entwickelnder Superrechner, ein Quantencomputer und
synthetischer Wissenschaftler, hervorgegangen aus einer Software des genialen Elmar Nordvisk. Bei der Befragung der Mitarbeiter erkennt Luther Opoku im hünenhaften Sicherheitschef Jaron
Rodriguez einen der Männer auf den Filmaufnahmen wieder. Rodriguez flüchtet in die unterirdischen Gänge, der Undersheriff stürzt hinterher. Und landet schließlich auf der Brücke – einem
kosmischen Tor. mehr
Science-Fiction
Von tg
"Ich schreibe, um dich zu mir zurückzuholen, Mrs. Haven. das kann ich nicht leugnen. Ich will erneut ins Kontinuum, wenn auch nur, weil es der Ort ist –
oder das Feld oder der Zustand –, in dem du existierst ..."
Der junge Waldemar Tolliver sitzt in der Bibliothek des vollgemüllten New Yorker Apartements seiner verstorbenen Tanten Enzian und Gentian. Er weiß nicht mehr, wie er dort hingekommen
ist, aus unerklärlichen Gründen steht die Zeit für ihn still, und er spürt, er ist nicht allein. Es gibt nur einen Weg, um Mrs. Haven, die Frau des mächtigen und skrupellosen „First Listeners“ der Kirche der Synchronologie, die Frau,
mit der ihn eine tragische Liebe verbindet, zu erreichen: er muss in die „normale“ Welt zurückkehren. Und dazu seine Familiengeschichte erforschen, aufschreiben und seinen Platz darin
verstehen. Beginnend bei seinem Urgroßvater Ottokar, einem Gurkenfabrikanten und Hobbyphysiker, der just, als er dem Geheimnis der Zeit – und der Zeitreise – auf die Spur gekommen war,
von einem Auto überrollt wurde.
"Das Geheimnis der verlorenen Zeit" ist ein wunderbarer, witziger, berührender Roman, der Wissenschaft, Philosophie, Zeitgeschichte und Science-Fiction geschickt miteinander verwebt. Und
es schafft, 734 Seiten anspruchsvolle Unterhaltung zu bieten!
"Das Geheimnis der verlorenen Zeit" von John Wray, Rowohlt Verlag, 734 Seiten.
Fantasy
Von tg
„Rielle glitt über die still stehenden Maschinen hinweg und schauderte angesichts ihrer geraden Linien, die sich bis zum Horizont erstreckten. Sie waren von unterschiedlichen Größen und Formen, einige so klein wie ein Schoßhund, andere größer als ein Haus. Der Anblick so vieler Maschinen war beunruhigend. Welche Welt konnte einer solchen Armee standhalten?“
Rielle Lazuli, Schöpferin der Welten, möchte eigentlich nur ihrer Magie beraubte Welten wiederherstellen und stärken
und nicht in politische und kriegerische Streitigkeiten eingreifen. Der friedliebende, alterslose Zauberer Tyen Eisenschmelzer kehrt mit seinen Schülern in seine Heimat zurück, um sicher vor
Verfolgern zu sein und als Direktor der Akademie Zauberer zu unterweisen.
Doch die Menschen schweben in großer Gefahr. Eine mächtige, zu allem bereite Zauberin befehligt riesige Armeen von Maschinen, die den Welten Magie entziehen und sie zerstören. Rielle und Tyen
müssen sich gemeinsam der Bedrohung stellen. Dabei benötigen sie die Hilfe eines alten Feindes, denn nur gemeinsam haben sie eine Chance.
Der Abschluss der vierteiligen Reihe „Die Magie der tausend Welten“ der australischen Bestsellerautorin Trudi Canavan. Ruhig erzählt, originell und spannend. Canavan führt souverän und
überzeugend die Handlungsstränge, anknüpfend an die drei vorausgehenden Bände, zusammen. Und gibt den Fans der Fantasy-Saga endlich eine Antwort auf die Frage, ob Rielle und Tyen am Ende ein
Liebespaar werden oder nicht ...
„Die Magie der tausend Welten – Die Schöpferin “ von Trudi Canavan, Penhaligon Verlag, 700 Seiten.
Fantasy
Von tg
Die "Mächtige" ist der (wohl?) letzte Teil der spannenden Fantasy-Trilogie von der australischen Autorin Trudi Canavan.
In den Welten herrscht Chaos. Die Gefolgleute Valhans möchten diesen wieder zum Leben erwecken, aber dazu brauchen sie die Hilfe von Tyen. Widerstrebend willigt der ein, denn nur so kann er herausfinden, wie Pergama ihre menschliche Form zurückerhält.
Rielle nimmt den bei den Fahrenden aufgewachsenen Quall unter ihre Obhut. Sie selbst oder Quall könnten Nachfolger Valhans, des Raen, werden. Doch sie sind in Gefahr ...
Wird es Rielle und Tyen gelingen, die Welten zu befrieden? Wird Valhan wiedererweckt? Oder gibt es einen Nachfolger? Kann Pergama von ihrem Bann erlöst werden ...?
Auch wenn sie in ihren Romanen dramatische Geschehnisse beschreibt, konzentriert sich die Bestseller-Autorin auf die Entwicklung ihrer (jungen) Protagonisten.
"Die Mächtige – Die Magie der tausend Welten" von Trudi Canavan, Penhaligon Verlag, 704 Seiten.
Science-Fiction
Von tg
„Damals habe ich mir wie die meisten Kinder vorgestellt, wie es wäre Astronaut zu sein. Ich habe mir ausgemalt, mit einer Rakete durch den Weltraum zu fliegen, Aliens zu treffen und ganz allgemein ein Held zu sein.“
Nackt und mit Schläuchen verbunden wacht Ryland Grace aus einem komatösen Schlaf auf. Eine Computerstimme stellt ihm Fragen und Roboterarme greifen nach ihm. Grace weiß nicht, wo er sich
befindet, kann sich nicht einmal erinnern, wer er ist. Langsam kommt er zu Kräften, untersucht seine Umgebung und stellt fest: von drei Astronauten ist er der einzige Überlebende, im Raumschiff
Hail Mary unterwegs zu einem fernen Sonnensystem. Seine Mission: die Menschheit retten. Bruchstückhaft kehrt die Erinnerung zurück und Grace wird klar, dass er sich auf einer Reise ohne
Wiederkehr befindet. Doch allein ist er nicht unterwegs, denn nicht nur die Existenz seines Heimatplaneten ist bedroht. Als sich ein fremdes Raumschiff nähert, nehmen die Ereignisse eine
unerwartete Wendung – und es wird nicht die letzte in diesem fesselnden Abenteuer sein.
Geschickt führt der US-amerikanische Bestseller-Autor Andy Weir („Der Marsianer“) die Leser*innen tiefer und tiefer in die Geschichte, verwebt die wissenschaftliche Arbeit an Bord der Raumfähre
mit Erinnerungsfetzen seines Protagonisten, schafft es, dass der Roman ohne Spektakel auskommt und trotzdem – oder gerade deshalb – bis zum Schluss spannungsgeladen und berührend bleibt. Nicht
zuletzt, weil es neben einem durchaus realistisch erscheinenden Katastrophen-Szenario auch um Themen wie Mut, Freundschaft und Lebenssinn geht.
„Der Astronaut“ von Andy Weir, Heyne Verlag, 556 Seiten.
Urban Fantasy
Von tg
Im vierten Teil der Urban Fantasy-Reihe wird der coole Hellseher Alex Verus zum Gejagten. Die Nightstalker, eine Gang von jungen, magisch begabten Adepten, die der unversöhnliche Will Traviss um
sich geschart hat, trachtet Alex nach dem Leben. Gut, dass Alex Freunde hat, die ihm beistehen.
„Der Wächter von London“ von Benedict Jacka, Blanvalet Verlag, 414 Seiten.
In "Der Magier von London", dem dritten Teil der Urban Fantasy-Reihe um den jungen Magier Alex Verus, bekommt Alex den geheimen Auftrag, das rätselhafte
Verschwinden von Magier-Lehrlingen aufzuklären. „Der Magier von London“ von Benedict Jacka, Blanvalet Verlag, 412 Seiten.
„Das Ritual von London“ beraubt magische Kreaturen ihrer Energie – und ihres Lebens. Teil zwei der Urban Fantasy-Reihe um den jungen Magier Alex Verus. „Das Ritual von London“ von Benedict Jacka, Blanvalet Verlag, 382 Seiten.
„Das Labyrinth von London“ ist der fulminante Auftakt zur Urban Fantasy-Reihe um den jungen Magier Alex Verus. Lesestoff für eine lange, schlaflose Nacht! „Das Labyrinth von London“ von Benedict Jacka, Blanvalet Verlag, 412 Seiten.
Unterhaltung
Von tg
„Eine Weile lag sie auf dem Bett und sah aus dem Fenster. Das Außenthermometer zeigte minus elf Grad Celsius an. Immerhin würde ihr dieser Tag in Erinnerung bleiben, anders als all die anderen Tage des Jahres.“
Jorindes Augen brennen vor Müdigkeit, und erst nachdem sie Tatsachen geschaffen hat, schläft sie wirklich ein. Albträume reißen Malika in finstere Welten, und Judith wird von ihrem eigenen Weinen
aus dem Schlaf gerissen. An einem Sonntagmorgen im März stellt Paula fest, dass sie glücklich ist, und für Brida beginnt nach einer Vollmondnacht der erste Tag eines neuen Lebens.
Unruhige Nächte sind nicht das einzige Bindeglied im Leben von Jorinde, Malika, Judith, Paula und Brida. Geschickt verknüpft Daniela Krien die Geschichten ihrer Protagonistinnen, dieser starken,
verletzlichen, gegensätzlichen Frauen. Geschichten – eindringlich und voller Brüche und Wendungen –, in denen es um Beziehung, Identität,
um die verzweifelte Suche nach sich selbst, nach dem großen Glück, „Die Liebe im Ernstfall“ geht.
Ein dichter, stilistisch sehr guter Roman mit einem melancholischen Grundton.
„Die Liebe im Ernstfall“ von Daniela
Krien, Roman, Diogenes Verlag, 288 Seiten, € 22,-.
Unterhaltung
Von tg
„All die Jahre im Einsatz war Richards Leben zu schützen der einzige Grund gewesen, alles durchzuhalten, ein ausreichender Grund, ein erlösender, der seiner eigenen Existenz einen Sinn gegeben hatte, und es tat gut, diese Rolle wieder einnehmen zu können, zu fühlen, wie sein Geist und sein Körper sich wieder annäherten.“
Dan und Richard sind von ihren Kriegseinsätzen traumatisiert und haben – zurück in ihrer Heimatstadt – Schwierigkeiten in ein normales Leben zurückzufinden. Während der besonnene Dan sich
anpasst und versucht, seinen Alltag geduldig zu meistern, bringt sich der aufbrausende Heißsporn Richard ständig in Schwierigkeiten. Kein Wunder, dass das Verhältnis zu seiner Tochter
Mona gestört ist und seine Ehe mit Nath Risse bekommen hat. Dan versucht zu vermitteln.
Doch als plötzlich Naths Schwester Marlène auftaucht, die zu den Leuten gehört, „die Blitze anziehen“ oder „irgendeine Katastrophe“, kommen Liebe und Eifersucht ins Spiel und bringen das brüchige Gebäude von Dans und Richards Freundschaft zum Einsturz.
Mit lakonischer Klarheit, scharfäugig und ernst erzählt Djian von den Bemühungen seiner Protagonisten, das Wirrwarr ihrer Beziehungen und das Chaos der Gefühle zu ordnen und ein halbwegs
normales Dasein zu führen. Und lässt sie am Ende gnadenlos scheitern.
„Marlène“ von Philippe Djian, Diogenes Verlag, 279 Seiten.
Gruselroman
Von tg
„Wenn es Nacht wird und Axton House zu einer schwarzen, leblosen Silhouette wird, bei deren Anblick Shaggy und Scooby-Doo sich in die Hose machen und flüchten würden, haben wir drinnen beim Duft des Kaminfeuers mit seinen gelb lodernden Holzscheiten heimelige Gefühle.“
Der 23-jährige A. Wells erbt aus heiterem Himmel das Anwesen eines entfernten Cousins in Virginia. Zusammen mit Niamh, einer stummen jugendlichen Punkerin, fliegt A. kurz entschlossen nach
Amerika. Das düstere Gebäude ist verwirrend groß und von einem wilden Garten umgeben, der mitgeerbte Butler spurlos verschwunden, und verschlüsselte Nachrichten geben den beiden neuen
Hausbewohnern Rätsel auf. Schon bald kommt ungebetener Besuch, treiben geisterhafte Schatten ihr Unwesen und peinigen Albträume den Erben. Kurzerhand werden Stimmrecorder und Videokameras
installiert und die jungen Protagonisten machen sich unerschrocken daran, das Geheimnis von Axton House zu entschleiern.
Interessant: Die Geschichte erschließt sich nicht wie üblich aus der Sicht eines Erzählers, sondern aus Briefen,
Tagebuchaufzeichnungen, Notizen, Traumjournalen, Tonaufnahmen, Videoaufzeichnungen u. a. m. So hat „Mörderische Renovierung“ einen ganz eigenen Rhythmus, ist kurzweilig und spannend. Und auch der
Humor kommt in diesem schrägen Gruselroman nicht zu kurz. Leider sind einige Passagen und vor allem der Showdown übertrieben und unnötig brutal.
„Mörderische Renovierung“ von Edgar Cantero, Golkonda Verlag, 412 Seiten.
Unterhaltung
Von tg
„Ich würde eine ayurvedische Spa-Behandlung vielleicht nicht jedem empfehlen, aber falls Sie die Vorstellung reizt, zwei Stunden lang (bis auf ein winziges Baumwolltuch über den Genitalien) splittterfasernackt auf dem Rücken zu liegen, während irgendein Typ an ihren Gliedmaßen zerrt und Öl in jede Körperfalte reibt, dann kann ich nur sagen: Ab ins nächste Flugzeug nach Trivandrum!“
Gleich vorweg: Das Prosa-Debüt des jungen amerikanischen Rap-Musikers, Lyrikers, Dramatikers, Schauspielers und Poetry Slammers ist erfrischend originell, witzig, unterhaltsam und sehr gut
geschrieben. In dreizehn autobiographischen Geschichten schildert George Watsky unverblümt selbstironisch, mal cool, mal sensibel, die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens, seine Vorliebe für
ältere Frauen, seine epileptischen Anfälle, die Tücken des Alltags, kuriose und berührende Erlebnisse. Da werden dem verhassten Lehrer Texte ins Gesicht gerappt, die nicht gerade jugendfrei sind.
Da wird – zum hundertsten Geburtstag der Großtante eines Freundes – der Stoßzahn eines Narwals über die Grenze Kanadas geschmuggelt. Und die Konzerttour in einem mehr oder weniger notdürftig
zusammengezimmerten Dreichachser gestaltet sich als eine kuriose Aneinandereihung von „Pleiten, Pech und Pannen“.
„Wie man es vermasselt“ erzählt von den kleinen und großen Niederlagen, die das Leben in irgendeiner Form für jeden von uns bereit hält. Trotzdem zeichnet diese Kurzgeschichten ein durchweg
optimistischer Sound aus. Denn der Protagonist Watsky ist ein liebenswerter, einfallsreicher Träumer, der versucht, aus jeder Situation das Beste zu machen. Und mit dieser Einstellung gelingt
dann doch mitunter ein großer Wurf – so wie dieses Buch.
„Wie man es vermasselt“ von George Watsky, Diogenes Verlag, 335 Seiten
Climate Fiction
Von tg
"Je trockener unser eigenes Land wurde, desto häufiger redete sie von den Ländern im Norden, wo es nicht nur ein seltenes Mal im Laufe der kalten Monate regnete, sondern auch im Frühjahr und Sommer. Wo es keine langanhaltende Dürre gab, sondern das Gegenteil, weil der Regen mit schweren Stürmen einherging und zur Plage wurde ..."
"Climate Fiction" verbindet ökologische Themen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Motiven aus der Science-Fiction-Literatur und ist dabei erschreckend realistisch. So auch der neue Roman von Maja Lunde, die mit "Die Geschichte der Bienen", dem Auftakt ihres „Klima-Quartetts“, für große Aufmerksamkeit sorgte.
Im Mittelpunkt von "Die Geschichte des Wassers" stehen die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels, die sich bereits 2017 deutlich abzeichnen. Die Umweltaktivistin Signe, eine von den "Alten", macht sich mit einem Segelboot auf den gefahrvollen Weg von Norwegen nach Südfrankreich. An Bord Kisten voll mit Blöcken, die man aus Gletschern herausgeschnitten hat, um daraus Eiswürfel für Drinks zu machen, die einem "Scheich in Saudi-Arabien oder Katar serviert werden". Signe ist fest entschlossen, die Blöcke ihrem einstigen Geliebten Magnus, den sie verantwortlich für den Abbau des Eises macht, vor die Füße zu kippen.
Im Jahr 2041 ist der junge Vater David zusammen mit seiner kleinen Tochter Lou auf der Flucht vor der alles versengenden Hitze. Die beiden landen in einem Flüchtlingscamp in der Nähe von Bordeaux. Trinkwasser ist stark rationiert, es gibt kaum etwas zu essen, die hygienischen Verhältnisse sind schlecht und gewalttätige Auseinandersetzungen an der Tagesordnung. Davids Hoffnung, die wasserreichen Länder im Norden Europas zu erreichen, schwindet. Da entdeckt er im Garten eines verlassenen Hauses ein altes Segelboot, Signes Segelboot ...
"Die Geschichte des Wassers" von Maja Lunde, btb Verlag, 480 Seiten.
Science-Fiction
Von tg
"Mir schien, dass ich auf eine Menschheit gestoßen war,
die im Verschwinden begriffen war. Der rote Sonnen-
untergang ließ mich an den Untergang der Menschheit denken."
H.G. Wells zählt – neben Jules Verne – zu einem der Pioniere der Science-Fiction-Literatur. Bekannt wurden vor allem seine Werke "Der Krieg der Welten" und "Die
Zeitmaschine". Beide Romane sind nun in einer Neuübersetzung von Lutz-W. Wolff erschienen. Mit Nachwort, Anmerkungen und Zeittafel.
Die erstmals 1895 erschienene und seitdem mehrfach verfilmte, nur 128 Seiten umfassende zivilisationskritische Erzählung "Die Zeitmaschine. Eine Erfindung" ist die "Mutter aller
Zeitreisegeschichten" und hat bis heute nichts von ihrer Faszination verloren.
Wells Protagonist katapultiert sich durch die vierte Dimension ins Jahr 802701. Die Erde wird von schönen, friedlichen und kindlich anmutenden Wesen, den Eloi, bewohnt. Doch die Idylle trügt. Das
scheinbare Paradies zeigt schon bald seine grauenvollen Schattenseiten. Entsetzt und angewidert kehrt der Zeitreisende für einen kurzen Moment in die Gegenwart zurück, wo er feststellen muss,
dass er sich (auch) hier nicht mehr zu Hause fühlt ...
"Die Zeitmaschine" von H.G. Wells, dtv Verlag, 191 Seiten.
Unterhaltung
Von tg
"Als sie den Sarg ins Treppenhaus stemmten, wankte Georg plötzlich. Der massenhafte Kaffee, er stehe das nicht durch. David stützte ihn und lud ihn vor Angelina ab. Georg klammerte sich an ihre Beine, die Nase in der Auslegeware. Ein Windzug schloss barbarisch die Tür."
Ist unser Weg vorbestimmt oder haben wir eine Wahl? Oder sollten wir lieber von Fügung sprechen? Wie können wir erkennen, dass uns das Schicksal die Hand reicht – und diese mutig ergreifen?
Im empfehlenswerten Roman "Querverkehr" verbindet der hannoversche Autor Tom Növe anspruchsvolle Unterhaltung mit der Frage nach der Willensfreiheit und dem Einfluss von Begegnungen auf unseren Lebensweg.
David hat Job und Wohnung gekündigt, das Flugticket in der Tasche und den Aktenkoffer voller Geld. Fünfzehn lange Jahre der Vorbereitung liegen hinter ihm. Da ruft die siebzehnjährige Nicole an und behauptet, er sei ihr Vater.
Zähneknirschend und grübelnd erwartet David in der leeren Wohnung das Eintreffen der vermeintlichen Tochter. Davon unbeeindruckt zieht die attraktive Nachmieterin Angelina ein. Wenige Tage später wird nichts mehr sein wie es war ...
Die desillusionierte, verheiratete Maria hat den alten Pietro bis zu dessen Tod gepflegt und sein heruntergekommenes Hotel geführt. Alessandro reist aus Italien an, um seinen Großvater zu beerdigen. Er ist von Maria fasziniert und macht ihr den Hof. Maria ist verwirrt. Sie begeht eine Dummheit, die beide in Gefahr bringt ...
Während sich die Geschichten der Protagonisten ineinander verstricken, funken ein eifersüchtiger Totengräber, ein Maskierter mit Waffe und ein durchgeknallter Weltverbesserer dazwischen – schließlich geht es um Liebe, Geld und durchkreuzte Pläne.
Eine, nein, zwei außergewöhnliche Liebesgeschichten. Mit Tempo und Tiefgang. Und einer Messerspitze Humor. Ein Roman, den man/frau bis zum Schluss nicht mehr aus der Hand legen möchte. Geheimtipp! Zu bestellen online, z. B. über BOD (auch als E-Book) oder direkt im Buchladen.
"Querverkehr" von Tom Növe, Roman, Books on Demand, 147 Seiten, ISBN 978-3-8391-8898-9, 11,90 €.
Als HÖRBUCH-Download u. a. bei Audible
Unterhaltung
Von tg
"Hier geschah etwas völlig Neues, eine Generation von Erleuchteten, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte, erblickte das Licht der Welt. Überrumpelte Egos hingen in den Seilen und hissten die Friedensfahne."
Ein marodes Ferienhaus an der Ostsee, ein erloschener Leuchtturm, ein Retreatcenter und viele offene Fragen. Der Sommer ist schwül und launisch, die Atmosphäre elektrisch geladen.
Nach einer spontanen Erleuchtungserfahrung steckt Paul mitten in der schwersten Sinnkrise seines Lebens. Drauf und dran, seine Frau zu verlassen, erliegt er im Urlaub dem Zauber von Femme fatale Irene: "Der Sturm scharrte in den Startlöchern, Regen kollidierte mit dem Dach, der Himmel spie Funken und grollte. Sie entzündete die letzte Kerze. Und kam ohne Umschweife zum Thema: ‚Die Liebe.‘"
Daniel will alte Rechnungen begleichen und bringt sich dabei in Schwierigkeiten. In seiner Verzweiflung nimmt er die widerspenstige Polizistin Patricia als Geisel – und versucht, ihr Herz zu erobern.
Nichts ist mehr so wie es einmal war, und der Showdown unabwendbar. Denn der korrupte Bulle Ben, ein schmieriger Privatdetektiv und ein charismatischer Guru verfolgen eigene Ziele und schießen quer.
Die Zeit drängt, die Windsbraut tobt, die Hüllen fallen. Schließlich geht es um "Alles oder nichts im Hier und Jetzt" ...
Eine fesselnde Geschichte um die Macht der Fantasie, um Wahrheit und Freiheit, Erleuchtung, Verwandlung und Neubeginn, Sex und große Gefühle. Mit Tempo und Tiefgang. Und einer Messerspitze Humor.
Leserinnen und Leser, die Spiritualität leben, werden vieles wiedererkennen, was den Protagonisten widerfährt, und hier und da schmunzeln, wenn z. B. der Guru S.O.T. (source of truth) zum Satsang bittet. Aber auch wer einfach nur einen wirklich guten, anspruchsvollen und zugleich witzigen Roman lesen will, wird mit "Alles oder nichts im Hier und Jetzt" seine Freude haben.
Der empfehlenswerte Roman von Tom Növe ("Querverkehr") kann z. B. über Books on Demand, Thalia, Hugendubel oder (am besten) bei jedem Buchhändler vor Ort (!) bestellt werden.
Außerdem erhältlich als E-Book in E-Book-Shops wie Apple iBooks, den Tolino Shops oder Google Play sowie in vielen anderen Online-Shops.
"Alles oder nichts im Hier und Jetzt – Liebe, Erleuchtung, Gewitterneigung" von Tom Növe, BoD, 300 Seiten, ISBN 978-3-738-65587-2.
Unterhaltung
Von tg
"Er sprach über Puschkin, wie sie ihn schon vorher sprechen gehört hatte, in seinen Kursen und den Nächten dieses Sommers; er las ausgewählte Zeilen in seiner honigdicken und melodiösen russischen Stimme, und sie fürchtete, ihr Herz müsste zerbersten."
1961. Während der Kuba-Krise lernt die junge Studentin „Kit“ Christa Malone an der Universität Innokenti Issajewitsch Falin kennen. Sie ist fasziniert von dem in die USA ausgewiesenen charismatischen Exil-Dichter. Er bittet sie, seine Gedichte ins Englische zu übersetzen. Die Macht der Poesie verwebt das Schicksal der beiden Wort für Wort, Stück für Stück miteinander. Doch ihre sich langsam entwickelnde Liebesbeziehung steht unter keinem guten Stern. Denn Falin, der gefährliche Geheimnisse hütet, wird bedroht. Kit fragt sich: Ist er ein Agent? Und wenn ja, auf welcher Seite steht er? Nach ihrer letzten gemeinsamen Nacht verschwindet Falin – ist er ermordet worden, hat er Selbstmord begangen oder sich in seine Heimat abgesetzt? Jahre später erkennt Kit rückblickend, was ihr geblieben ist: "Durch ihn hatte sie eine Möglichkeit zu sprechen wiedererlangt; ein Zuhause in ihrem Herzen; vielleicht sogar eine Welt, um darin zu wohnen, unzerstört."
Eine dichte, melancholische und hervorragend erzählte Geschichte.
"Die Übersetzerin" von John Crowley, Golkonda Verlag, 348 Seiten.
Unterhaltung
Von tg
"So Schätzchen, jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen, dachte Mathilde, während sie ein letztes Mal ihr Make-up im Rückspiegel überprüfte."
Elf preisgekrönte Kurzgeschichten von Jean-Paul Didierlaurant ("Die Sehnsucht des Vorlesers").
Darin geht es um Menschen, die ein kleines oder großes Geheimnis haben und sich in alltäglichen und nichtalltäglichen Situationen zu ungewöhnlichem Handeln entscheiden. So wie die
verliebte Mathilde, deren Lieblingsort eine Mautkabine ist, da hier niemand sehen kann, dass sie in einem Rollstuhl sitzt. Aber nicht nur von heiter-kuriosen und poetischen, auch von
dunklen Begebenheiten wird erzählt, etwa vom Trauma eines Ex-Soldaten und von der Henkersmahlzeit eines Mörders.
"Macadam oder Das Mädchen von Nr. 12" von Jean-Paul Didierlaurent, dtv Verlag (dtv premium), 154 Seiten.
Fantasy
Von tg
„Ich bin der Hai, der nicht weiterzieht. Ich bin der Sturm, der dein Schicksal durcheinanderwirbelt, bis kein Stein mehr auf dem anderen bleibt. Ich bin der Blitz, der wieder und wieder in dieselbe Stelle einschlägt.“
Prinzessin Dylia hat die seltenste Krankheit von ganz Zamonien, eine hartnäckige Form der Schlaflosigkeit, Insomnie genannt. Wenn Sie mal wieder tagelang kein Auge zutun kann, wandert sie durchs
Schloss, denkt sich Pfauenwörter aus, macht Regenbogenerfindungen, sortiert ihre Träume oder sieht Zwielichtzwerge auf der Fensterbank ihres Schlafzimmers.
Als sie eines Tages im Bett liegt und auf ihren Erschöpfungsschlaf hofft, sitzt plötzlich ein „bestürzend hässlicher und kleinwüchsiger Gnom mit vielfarbiger Haut“ auf ihrem Brustkorb und stellt
sich als Nachtmahr Havarius Opal, ihr schlimmster Alptraum, vor. Der unverschämte Eindringling erklärt der Prinzessin, dass er gekommen ist, um sie in den Wahnsinn zu treiben und ihr Ableben zu
beschleunigen. Doch zuvor soll sie ein letztes Abenteuer, eine Reise ins dunkle Herz der Nacht erleben.
Die gefährliche Expedition führt Dylia und den Nachtmahr durch das Gehirn der Prinzessin, wo Realität und Traum nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind ...
Der siebte Zamonien-Roman von Walter Moers ist ein fantastisches, groteskes, wortgewandtes Märchen mit einer gekonnten Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit. Er entstand durch die Zusammenarbeit
des Autors mit der am „Chronischen Fatigue- oder Erschöpfungssyndrom (CFS)“ erkrankten Lydia Rode, die das Buch illustrierte.
„Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr“ von Walter Moers, illustriert von Lydia Rode, Knaus Verlag, 338 Seiten.
Fantasy
Von tg
„Und dann sprang ich. Und zwar richtig. Sogar heute kann ich mich nicht erinnern, ob ich zur Gipfelseite oder zum Abgrund hinsprang, aber bei späterer Überlegung muss es wohl Richtung Abgrund gewesen sein.“
Die sechzehnjährige Jennifer Strange kümmert sich bei der Agentur Kazam um eine Menge ziemlich durchgeknallter Zauberer, von denen nur sechs die offizielle Genehmigung haben, Magie auszuüben.
Zusammen mit dem jungen Zauberer Perkins und der verzogenen und verzauberten Prinzessin Shazine bricht sie zu einer gefährlichen Reise (Todesquote: 50 %) ins Cambrische Empire, einem benachbarten
Königreich, auf. Sie muss ein legendäres Juwel, das Auge des Zoltars, finden – sonst wird der mächtige Shandar die beiden letzten noch lebenden Drachen töten.
Das dritte Abenteuer der gelungenen Reihe für junge Erwachsene ist gewohnt skurril und spannend, allerdings makaber und z. T. etwas brutal ...
„Das Auge des Zoltars“ von Jasper Fforde, one Verlag, 349 Seiten.
Teil 1:
"Die letzte Drachentöterin" von Jasper Fforde, one Verlag, 252 Seiten.
Teil 2:
„Das Lied der Quarktiers" von Jasper Fforde, one Verlag, 254 Seiten.
Liebesgeschichte
Von tg
"Sie lächelt, ohne ihn anzublicken. Die Zigarette ist bis zu den Fingern abgebrannt, sie wirft sie aus dem Fenster, schaltet hinunter, nimmt eine Kurve. Er sieht die Kilometer zusammenschmelzen. Bring mich weg. Bring mich woanders hin, ich bitte dich, bring mich weit weg."
Joaquin Reyes, Angestellter des im Umbruch befindlichen Unternehmens Savinco, soll für die kleine Gemeinde La Virote die Mitte eines Kreisverkehrs künstlerisch
gestalten. Ein für seine Karriere wichtiges Projekt. Auf der – eigentlich kurzen – Geschäftsreise zu einer Sitzung des Gemeinderats wird Joaquin von der eigens dafür abgeordneten
Marketingberaterin Vivienne Hennessy begleitet. Joaquin sitzt die Angst im Nacken, er wittert eine Falle. Vivienne, groß, spindeldürr, kühl und undurchschaubar, scheint alle Zeit der Welt zu
haben, nimmt mit ihrem alten staubigen Mercedes anstelle der Autobahn die Nationalstraße, fährt in jedem Kreisel drei Runden, verlässt die vorgesehene Route aus unerfindlichen Gründen. Schnell
wird klar, dass sie sich arg verspäten werden. Joaquin ist auf dem Beifahrersitz gefangen, schwankt zwischen Verzweiflung, Wut und Ohnmacht, driftet in Gedanken in die Vergangenheit ab und
fürchtet sich vor dem "Treibsand der Hypoglykämie" – er ist Diabetiker und hält dies geheim, seine Tage sind festen, existenziellen Ritualen untergeordnet. Aber auch Vivienne, innerlich zerrissen
und auf der Flucht, hat ein ängstlich gehütetes Geheimnis. Obwohl sie kaum unterschiedlicher sein könnten, kommen Joaquin und Vivienne sich Stück für Stück näher.
Eine kleine, dichte, großartig erzählte Geschichte, in der es für die Protagonisten um nicht mehr und nicht weniger als um Liebe und Freiheit,
Leben und Tod geht. Ein Trip wie ein zunächst sprödes Roadmovie, erst langsam Fahrt aufnehmend, um dann in einem rasanten, dramatischen Finale zu enden.
"Die Schönheit des Kreisverkehrs" von Dominique Paravel, Nagel & Kimche Verlag, 173 Seiten.